Wegen umstrittener Roma-Politik

Frankreichs Außenminister dachte an Rücktritt

In Frankreich kritisieren jetzt auch Regierungsmitglieder die Sicherheitsoffensive und die Roma-Politik von Präsident Sarkozy. Nach der Kritik von Verteidigungsminister Morin hat Außenminister Kouchner nun gesagt, er habe wegen der Roma-Rückführungen sogar über einen Rücktritt nachgedacht.

Abendjournal, 30.08.2010, 18 Uhr

Erstmals Kritik von Regierungsmitgliedern

Der französische Außenminister Bernard Kouchner sagte in einem Interview im französischen Radio, er habe wegen der Roma-Rückführungen an Rücktritt gedacht. Kouchner fügte hinzu: "Ich bin nicht glücklich darüber, was passiert. Immerhin kümmere ich mich seit 25 Jahren um Roma." Kouchner ist Arzt und einer der Mitbegründer der Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen". 2007 wurde der ehemalige Sozialist Außenminister in der konservativen Regierung von Francois Fillon.

Premier Fillion beschwichtigt

Premierminister Fillon hat nun versucht zu beschwichtigen. Bernard Kouchner sei nicht zurückgetreten, sagt Fillon. Vor Diplomaten habe Kouchner die Politik der Regierung noch letzten Freitag verteidigt, sagt der Premierminister.

Kouchner: "Rücktritt wäre falsch"

Kouchner selbst meint, er habe nach einem Gespräch mit Präsident Sarkozy beschlossen, dass es falsch wäre, die Regierung zu verlassen.
Unterdessen hat Innenminister Brice Hortefeux am Nachmittag die Roma-Politik der Regierung einmal mehr verteidigt und angekündigt, dass sowohl die Räumungen der Siedlungen, als auch die Rückführung der Roma nach Bulgarien und Rumänien fortgesetzt werden.

Frankreich löst derzeit hunderte illegale Roma-Siedlungen auf und schickt Betroffenen nach Rumänien und Bulgarien zurück. Die Aktion ist im In-und Ausland immer wieder scharf kritisiert worden.