Vassilakou völlig überrascht

Schennach (Grüne) wechselt zu SPÖ

Die SPÖ hat heute einen überraschenden Personalzuwachs verkünden können: Stefan Schennach, lange Jahre Pressesprecher der Grünen und zuletzt für die Grünen im Bundesrat - wechselt zur SPÖ. Der Wechsel Schennachs wurde am Vormittag in einer Pressekonferenz bekanntgegeben.

Mitten im Wahlkampf

Fünfeinhalb Wochen vor der Wiener Wahl wechselt Stefan Schennach die Partei. Es sei aber kein Wechsel im Zorn, sagt der langjährige Grün- und jetzt SPÖ-Politiker. "Es ist kein Verrat, es ist eine persönliche Entscheidung", verkündete Schennach in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit SPÖ-Landesparteisekretär Christian Deutsch. Es gehe jedoch um Perspektiven für seine künftige politische Arbeit.

Bei Listenerstellung gescheitert

Ein Auslöser dürfte aber zu wenig Wertschätzung für seine Bezirksarbeit in Wien gewesen sein. Schennach ist seit 2001 Bundesrat und scheiterte kürzlich in seinem "Heimatbezirk" Döbling bei der Listenerstellung der Grünen. Stefan Schennach sagt, er wolle neue Perspektiven und vor allem ein Fortsetzen seines politischen Engagements in der Mittelmeer-Region. Und da sei das Angebot, die Perspektive von Christian Deutsch und Michael Häupl gerade "zur richtigen Zeit" und im "richtigen Lebensabschnitt" gekommen.

Grünes "Urgestein" künftig rot

Nach der Wiener Wahl soll Stefan Schennach Bundesrat der SPÖ werden. Der 54-jährige Trioler ist oder besser gesagt war 22 Jahre bei den Grünen. 1988 wurde er von der damaligen Partei-Chefin Freda Meissner-Blau zu den Grünen geholt, war Pressesprecher, Kommunikationschef, Mediensprecher und der erste Grüne Bundesrat.

"Persönliche Enttäuschung"

Die Wiener Grünen-Chefin Maria Vassilakou im Mittagsjournal vom 01.09.2010

Vassilakou "Überrascht und enttäuscht"

Der Wechsel Schennachs zur SPÖ ist kein gutes Signal für die Grünen. Sie machen ohnehin im Wiener Landtagswahlkampf eher mit personellen Querelen Schlagzeilen als mit politischen Inhalten. Die Wiener Landeschefin der Grünen, Maria Vassilakou, zeigt sich in einer ersten Reaktion völlig überrascht. Sie sei "persönlich enttäuscht" und könne sich diesen Schritt "überhaupt nicht erklären". Schennach sei von ihr sehr geschätzt worden und ein sehr enger persönlicher Freund. Es habe keinen Streit gegeben, und Schennach wäre auch kein Teil des Wiener Wahlkampfs gewesen.

Reaktionen der anderen Parteien

Die anderen Parteien in Wien reagieren mit Häme. Norbert Walter von der ÖVP sagt, die Grünen sprengen sich gerade selbst in die Luft. Hans Jörg Jenewein von der FPÖ sagt, "Mister Gardena" wechsle die Fronten. Michael Tscharnutter vom BZÖ sagt, es bestätige sich, dass Rot und Grün austauschbar seien.