Mit dem eigenen Körper das Essen erzeugen

Fleischproduktion ohne Tiere

Die britische Künstlerin Cathrine Kramer geht in ihrem Projekt "Community Meat Lab" von wissenschaftlichen Versuchen aus, Fleisch, das auf tierischen Zellen basiert, aber ohne Tiere auskommt, im Labor zu züchten. Kramer interessiert die Frage, wie sich Fleischesser nachhaltig ernähren könnten.

Fleisch aus dem Labor

Das Projekt "Community Meat Lab" setzt beim Menschen selbst an: Cathrine Kramer skizziert, wie Menschen, die in einer Gemeinschaft leben, ihr eigenes Blut für die "Erzeugung" von Fleisch verwenden. Die dazugehörigen Bilder sehen sehr harmlos aus: Man sieht ein Haus, worin gerade einem Mann Blut abgenommen wird. Dann wird eine Muskelgewebeprobe entnommen, diese wird mit einer Schere oder mit einem Mixer zerhackt und dann werden "Myosin-Enzyme" - also Proteine - dazugegeben, die die zusätzlichen Zellen lösen.

Unter idealen Bedingungen sollen sich diese zusätzlichen Zellen selbst reproduzieren. Sonnenblumen, die genetisch modifiziert wurden, um Polymere zu produzieren, gedeihen. Polymere - chemische Verbindungen aus Molekülen - werden als Grundstruktur für das Muskelgewebe-Wachstum verwendet. Am Ende des Produktionsprozesses im Community-Meat-Lab steht das künstlich gezüchtete Fleisch.

Fleischerzeugung ohne "Opfer"

Dieses Projekt ist noch nicht umgesetzt, aber es soll veranschaulichen, welche Anstrengungen neben der industriellen technologischen Nahrungsproduktion unternommen werden könnten. Es geht um das Kreieren von "opferlosem" Essen. Cathrine Kramer sagt selbst zu ihrem Projekt, es sei spekulativ: "Weil es noch nicht gemacht wird - Zellen wurden zwar im Labor produziert, aber Fleisch wie wir es kennen und mögen wurde noch nicht erzeugt, das ist noch nicht weit entwickelt. Jetzt werden die Zellen mit fötalem Kälberserum gezüchtet, das auf Tierblut basiert. Aber mich interessiert dabei weniger die wissenschaftliche, sondern mehr die soziale und kulturelle Seite - wie so etwas eingeführt wird."

Fötales Kälberserum ist ein Nebenprodukt der Fleischproduktion und ist ein wichtiger Bestandteil vieler Nährlösungen, die zur Kultivierung von Zellen und Gewebe dienen. Es gibt Schätzungen, dass in der Forschung und in der Biotechnologie-Industrie weltweit jährlich 500.000 bis zu einer Million Liter Kälberserum gebraucht werden. Das entspricht der Tötung von bis zu 2 Millionen Rinderföten. Um das Leiden von Rinderföten zu verringen, wird nach Alternativen gesucht.

Menschenblut als Fleischbasis

Cathrine Kramer setzt in ihrem Kunstprojekt "Community Meat Lab" auf Menschenblut: Die grundsätzliche Idee in ihrem System ist, dass man den eigenen Körper verwendet, um sein Essen zu erzeugen. Denn: "Neben der Ironie geht es dabei auch um die Energie, weil ja Blut essentiell für Energie ist, man würde also seine Energie benützen, um Nahrung herzustellen".

Auch wenn Cathrine Kramer selbst Fleisch isst, so meint sie, dass es auch wirklich möglich sei, ohne Fleisch zu leben. Die Welt sei aber nun einmal sehr komplex, der Fleischverbrauch steige an und auch deshalb müsse über nachhaltige Fleischproduktionssysteme nachgedacht werden, um interessante Alternativen für die Menschheit zu entwickeln. "Unlängst", sagt Cathrine Kramer, hätte sie einen interessanten Begriff gehört: "'Opportunivor' - man isst, wofür sich Gelegenheit bietet - das bedeutet, ich esse, wenn mir etwas Akzeptables angeboten wird, aber ich bemühe mich nicht aktiv darum, Fleisch zu essen."

Service

Call Me Cat - Community Meat Lab