Kleine Menschen haben große Pläne

Baum für Baum

Mit neun Jahren hatte Felix Finkbeiner die Idee, die Welt zu retten, indem er viele Bäume pflanzt. Als Zwölfjähriger ist er nun UN-Kinderbotschafter und hat ein Buch über seine Bewegung "Plant for the Planet" veröffentlicht und freut sich über reges öffentliches Interesse für seine Mission.

Nicht wie die Affen denken

Dass "Felix & Freunde" mit ihrem Umweltbewusstsein keine Ausnahmen sind, belegt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung. Sie befragte Kinder und Jugendliche danach, welche Probleme auf dieser Welt ihnen besonders am Herzen lägen. Nach Armut wurden Klimawechsel und Umweltzerstörung klar auf den zweiten Platz gereiht.

"Wir Kinder haben immer ein gutes Beispiel: Wenn man Affen die Wahl stellt, ob er jetzt eine Banane essen will oder später sechs Bananen, dann sucht er sich immer jetzt eine Banane aus. Wenn viele Erwachsene genauso denken wie die Affen, dann haben wir ein riesiges Problem", erklärt Felix Finkbeiner, der den Erwachsenen als Zwölfjähriger so unverblümt einen Spiegel vorhält. Mit neun gründete der Bursche aus der Nähe von München die Initiative "Plant for the Planet" - "Pflanzt für den Planeten".

Nach dem Vorbild der kenianischen Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai setzte er sich das Ziel, zusammen mit anderen Kindern in Deutschland bis Ende 2009 eine Million Bäume zu pflanzen. Er verfehlte es nur knapp: Am 1. Mai 2010 konnte er tatsächlich den millionsten Baumsetzling in die Erde bringen.

Kinder lösen Probleme

Seinem Beispiel folgen mittlerweile Kinder in 72 Ländern der Welt, und viele namhafte Unternehmen und Privatleute unterstützen ihre Aktivitäten mit Spenden. So sehr Felix sich über diesen Erfolg freut, ist er darüber doch auch etwas verwundert: "Wir Kinder können es nicht verstehen, warum jetzt auf einmal so viele Erwachsene sich darauf verlassen, dass wir Kinder die Welt retten."

"Eigentlich ist es doch die Aufgabe der Erwachsenen, dass sie sich um unsere Zukunft kümmern", so der Aktivist weiter, "aber wenn die Erwachsenen es nicht tun, dann müssen wir Kinder es machen, denn bei dem, was die Politiker heute machen, haben wir Kinder kein Vertrauen mehr, dass sie es lösen werden."

Fortbildung für junge Aktivisten

Um ihr Wissen weiterzugeben, haben Felix und seine Freunde auch ihr Buch verfasst, in dem sie beschreiben, wie sie es besser machen wollen und was sie bereits tun. Mit vielen anschaulichen und bunten Schaubildern erklären sie zudem ihren Lesern, wie sie aktiv mithelfen und ihre Aktivitäten unterstützen können.

Gespendet kann entweder direkt für das Bäume Pflanzen oder für die Durchführung von "Kinder-Akademien" werden, in denen Felix und andere erfahrene junge Aktivisten nach dem Schneeballprinzip noch unerfahrene Kinder schulen.

Anfang November 2010 werden sie erstmals in Wien solche Akademien veranstalten. Felix erläutert das Prinzip: "In diesen Akademien - die sind immer einen Tag lang - bilden wir andere Kinder aus, auch Vorträge zu halten und auch Bäume zu pflanzen und sich für unsere Zukunft zu engagieren. An diesen Akademien haben wir jetzt schon fast 2000 Kinder ausgebildet. Wenn da jemand aus Wien oder so bei den Akademien dabei sein will, kann er sich auf unserer Webseite eintragen."

Ein Kinderrat mit großen Plänen

Um ihre Aktivitäten auf ein solides finanzielles Fundament zu stellen, haben Felix und die anderen Kinder von "Plant for the Planet" mit Hilfe von erwachsenen Beratern im Jänner dieses Jahres eine Stiftung gegründet.

"In dieser Stiftung haben wir einen Vorstand von 25 Kindern. Diese Kinder sind aus ganz vielen Ländern der Welt - das ist jetzt der Kinderrat. Im Kinderrat sind wir nur Kinder im Durchschnittsalter von 12. Aber wir haben auch einen Erwachsenenrat mit Erwachsenen, die uns unterstützen. Und wir haben auch ein Büro mit ein paar Mitarbeitern, die uns mithelfen. Die Erwachsenen hätten, falls wir etwas ganz Blödes machen - etwa mit unserem ganzen Geld Gummibären kaufen - ein Vetorecht. Aber wir Kinder entscheiden", so der junge Aktivist.

Die erste Amtshandlung des neu gegründeten Kinderrats war der Beschluss, sobald sie 18 Jahre alt sein werden, eine weltweite politische Partei zur Rettung unseres Planeten zu gründen. Ihre Ziele haben sie in einem Drei-Punkte-Plan zusammengefasst. Nach dem Scheitern der letzten Klimakonferenz im Dezember 2009 in Kopenhagen fanden sie es höchste Zeit, zu handeln: "Wir Kinder haben an alle Regierungschefs auf der Welt einen Brief geschrieben mit unserem Drei-Punkte-Plan und wir haben sie gefragt, wie sie planen, unsere Zukunft zu retten. Wir haben schon von vielen Regierungschefs eine Antwort bekommen. Aber statt uns zu antworten, wie sie planen, unsere Zukunft zu retten, haben sie freundliches, diplomatisches Blabla geschrieben und nichts Konkretes über unsere Zukunft gesagt", zeigt sich Felix ein wenig enttäuscht.

Die Rettung der Zukunft

Felix und seine Freunde sind fest entschlossen, dennoch und gerade deshalb weiter zu machen. In den drei Jahren, in denen ihre Organisation "Plant for the Planet" nun existiert, haben sie gelernt, sich unabhängig von Erwachsenen eine eigene Meinung zu bilden:

"Oft sagen uns Erwachsene, dass die Wissenschaftler falsch liegen, und dass die Klimaskeptiker recht haben - dass es keine Klimakrise gibt. Wir Kinder haben da auch lang darüber diskutiert, ob nun die Skeptiker recht haben oder die Wissenschaftler. Wir hatten dann am Ende ein ganz einfaches Argument, warum wir den Wissenschaftlern folgen: Denn wenn wir jetzt den Wissenschaftlern folgen und in zwanzig Jahren herausfinden, dass die falsch lagen - dann haben wir nichts falsch gemacht. Aber wenn wir den Skeptikern folgen, und die in zwanzig Jahren dann falsch lagen - dann ist es zu spät, um unsere Zukunft zu retten", so Felix.

"Pflanzen statt Quatschen!"

Mit ihrem beherzten Engagement und klaren Urteilsvermögen sind Felix und seine Freunde nicht nur ein Vorbild für andere Kinder, sondern auch für Erwachsene. Ihr Buch sollte Pflichtlektüre nicht nur für Schüler und Schülerinnen sein, sondern auch für Eltern und Lehrkräfte. Um zudem auch Politiker zum Umdenken und Handeln zu bewegen, haben Felix und Freunde nun eine Kampagne mit dem Slogan "Stop Talking, Start Planting" gestartet, die demnächst vielleicht sogar als Spot im Fernsehen zu sehen sein wird.

Felix verrät erste Pläne: "Stellen Sie sich vor, eine prominente Person wie Angela Merkel steht vor einem Mikrofon und hält irgendeine lange Rede. Die Kamera ist auf das Gesicht gezoomt - und auf einmal kommt eine Hand vor ihren Mund, und sie kann nicht mehr gescheit reden. Die Kamera zoomt raus - und neben ihr steht ein Kind und sagt: Stop Talking, Start Planting! - Nicht quatschen, sondern pflanzen!"

Service

Felix und Freunde, "Baum für Baum. Jetzt retten wir Kinder die Welt", oekom verlag.

Plant for the Planet
oekom - "Baum für Baum. Jetzt retten wir Kinder die Welt"

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