Die Saison 2010/11 im Festspielhaus St. Pölten

Liebe und Ewigkeit

"Klein ist der Mensch, der Vergängliches sucht, groß aber, wer das Ewige im Sinn hat", predigte einst der Franziskanermönch Antonius von Padua. Das Ewige hat weder zeitlichen Anfang, noch zeitliches Ende und wird beschworen, wenn es um die großen Wünsche, Hoffnungen und Entscheidungen des Menschen geht.

"Auf ewig" schwören einander Liebende, die ihr Leben miteinander verbringen möchten. "Auf ewig" drückt die Sehnsucht nach Unsterblichkeit und Unvergänglichkeit aus. "Ein zutiefst menschlicher Gedanke", so Intendant Joachim Schloemer. Er durchzieht die gesamte Menschheitsgeschichte und inspiriert in der Kunst unter anderem große Theaterstoffe, Filme und Musikwerke. "Auf ewig" ist auch das Motto der beginnenden Saison im Festspielhaus St. Pölten – auch heuer von Schloemer wieder ungewöhnlich und experimentell ausgerichtet.

Lieder, Arien und Madrigale zur Saisoneröffnung

Musik und Tanz sind wie gewohnt die beiden tragenden Säulen des Hauses, in dem am 25. September 2010 mit "Engel der Verzweiflung", einer neuartigen Musiktheater-/Tanzproduktion, die Saison eröffnet wird. Lieder, Arien und Madrigale von d'India, Gesualdo, Scarlatti und Händel werden zu einem Pasticcio zusammengestellt und erzählen die Geschichte eines Engels, der auf die Erde zurückkehrt und sich in seinem Erschrecken über die Unaufhebbarkeit menschlicher Verfehlungen von dieser abwendet und in eine "neue Welt", befreit von jeglichem Materialismus, eintritt.

Auch Glucks "Orfeo ed Euridice", "Tristan und Isolde", Mahlers Kindertotenlieder sowie Schuberts "Der Tod und das Mädchen" und "Winterreise", die Tod, Trauer, Trost und Einsamkeit künstlerisch durchdringen, versuchen eine Annäherung an die großen Stoffe von Liebe und Ewigkeit.

Sidi Larbi Cherkaoui als Artist in Residence

"Nichts ist fest gelegt, alles im Wandel begriffen, alles möglich." So charakterisiert Choreographin Josette Baiz den Lebensabschnitt zwischen Kindheit und Erwachsensein, in dem Reife und Wildheit ganz nahe beieinanderliegen. Gemeinsam mit den jugendlichen Tänzerinnen und Tänzern ihrer Groupe Grenade wird sie auf Strawinskys "Le Sacre du Printemps" einen neuen Blick werfen.

Zu den tänzerischen Höhepunkten zählen auch Gastspiele des Sadler's Wells Theatre London sowie des Royal Ballet of Flanders mit William Forsythe.

Zwei große Künstlerpersönlichkeiten werden einige der Produktionen als "Artists in Residence" prägen: der flämisch-marokkanische Choreograph und Tänzer Sidi Larbi Cherkaoui, der mit seiner Companie in den drei Produktionen "Babel", "Faun" und "Play" die ganze Bandbreite seines Könnens demonstrieren wird, und der italienische Gitarrist und Komponist Maurizio Grandinetti. Auch er begibt sich in drei unterschiedlichen Arbeiten auf die Suche nach einer Horizonterweiterung seines Instruments (Engel der Verzweiflung; Baroque Re-Imagined; Clint Lutes, Maurizio Grandinetti and some music of John Cage).

Festival für den Jazz-Nachwuchs

Vier Festivals werden verschiedene künstlerische Schwerpunkte bündeln: Die besten Jazz-Nachwuchstalente kommen im Rahmen des zweitägigen "MM Jazzfestivals" Anfang Oktober zum Zug, und "Tastenmusik" rückt das Klavier und seine Verwandten in kontrastreichen Programmen Mitte Oktober in den Mittelpunkt.

Alte und Neue Musik verschmelzen im Rahmen von "Nox Illuminata" mit Tanz, Theater und visuellen Künsten. Neu ist das Chorfestival "Polifonica" im November, das den Bogen von New Yorker Gospel über Verdis Requiem bis hin zum partizipatorischen Projekt der Gruppe Bauchklang für sangesfreudige St. Pöltner/innen schlägt.

Eröffnungsfest am 24. September

Das klassische Konzertleben im Festspielhaus dominiert auch heuer wieder mit zwölf Abonnementkonzerten - das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, das Konzerthausorchester Berlin, die Dresdner Philharmonie und andere setzen als Gäste musikalische Höhepunkte. Zu Gast sind auch Murat Coskun und seine Gruppe, die in ihrem Konzert auf Rahmentrommeln Alte Musik und Renaissance auf traditionelle türkische und orientalische Musik, auf italienische Gesänge, auf funkige Hip-Hop-Grooves und südamerikanische Rhythmen treffen lassen. Und auch "die erste Diva Afrikas", Angélique Kidjo, wird mit pulsierenden Rhythmen, unbändiger Lebensfreude, Heiterkeit und ihrer eindringlichen Stimme für ein musikalisches Feuerwerk in dieser Saison sorgen.

Alle, die genau wissen wollen, was die Spielzeit 2010/11 bringt, sind am 24. September 2010 zu einer Präsentation in der Box mit Live-Musik unter anderem mit Isabel Ettenauer, Tamar Halperin, Murat Coskun eingeladen.

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Festspielhaus St. Pölten die Tickets um zehn Prozent ermäßigt.

Festspielhaus St. Pölten