Heftige Rechnungshof-Kritik
Skylink: Probleme schon vor Baubeginn
Der Vorstand des Flughafens Wien kommt zunehmend unter Druck, denn der Rechnungshof kritisiert in einem aktuellen Rohbericht das Skylink-Projekt. Demnach sollen die Probleme mit dem neuen Terminal bereits vor Baubeginn begonnen haben. Die Kosten für das Projekt haben sich auf knapp 900 Millionen Euro mehr als verdoppelt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 06.09.2010
Chaos bei der Planung
Chaos bei der Planung und überforderte Baumanager haben die Kosten des neuen Flughafen-Terminals Skylink explodieren lassen: Zu diesem Schluss kommt der Rechnungshof in seinem aktuellen Rohbericht, der seit dem Wochenende dem Flughafen und seinen beiden Hauptaktionären, den Bundesländern Wien und Niederösterreich, vorliegt.
Probleme schon vor Baubeginn
Die Prüfer des Rechnungshofes hatten erst nach einer Gesetzeänderung Zugang zum Flughafen erhalten, und seit Ende Oktober die Unterlagen zum Skylink-Bau akribisch durchkämmt. Und sie kommen zu dem Ergebnis, dass die Probleme mit dem neuen Terminal lang vor dem Spatenstich im Dezember 2005 begonnen hatten: Denn schon vor Baubeginn habe der Flughafen von gravierenden Planungsproblemen mit der Haustechnik des Terminal gewusst, zitieren heute mehrere Tageszeitungen aus dem Rechungshof-Rohbericht.
Baumanagement sei überfordert gewesen
Anstatt aber mit dem Baubeginn noch zu warten, habe der Flughafen die Haustechnik einer Arbeitsgemeinschaft übergeben, nach Ansicht der Rechnungshof-Prüfer ein schwerer Fehler. Das Baumanagement des Flughafens sei in jeder Hinsicht überfordert gewesen, stellen die Prüfer fest. Tatsache ist, dass die geplanten Kosten von ursprünglich 400 Millionen Euro inzwischen auf knapp 900 Millionen Euro gestiegen sind.
Flughafen: Anregungen werden ernstgenommen
Beim Flughafen betont man, der Rohbericht werde sehr ernst genommen. Flughafen-Sprecher Peter Kleemann: "Im Rohbericht sind viele gute Anregungen enthalten, die ja teilweise schon umgesetzt wurden bzw. andere Anregungen, die wir noch umsetzen werden." So gebe es bereits einen neuen Projektleiter und eine neue Organisation beim Skylink-Bau. In den nächsten 10 Tagen wird eine Sondersitzung des Aufsichstrates einberufen.
Konsequenzen für die Vorstände?
Ob es Konsequenzen für die drei Vorstände des Flughafens, Herbert Kaufmann, Ernest Gabmann und Gerhard Schmid geben wird, könne erst danach entschieden werden, stellt der Wiener Bürgermeister Michael Häupl in seiner Eigenschaft als Eigentümervertreter fest: Es gebe, wie im Aktienrecht vorgesehen, nur eine Vorgangsweise: Der Vorstand berät, legt eine Stellungnahme vor, die geht in den Aufsichtsrat, wird dort besprochen und dann wären die Eigentümer nach einem entsprechenden Bericht am Zug, sagt Häupl.
Vorstand könnte umgebaut werden
Insider gehen schon seit längerem von einem Umbau des Flughafen-Vorstandes aus, auch deshalb, weil sich der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll klar für eine Verkleinung des Vorstandes auf zwei Posten ausgesprochen hat. Vor allem der Sessel von Vorstands-Sprecher Herbert Kaufmann soll heftig wackeln und auch der frühere niederösterreichische Landeshauptmann-Stellvertreter Ernest Gabmann ist nicht unumstritten.
Skylink soll 2012 fertig sein
Der Flughafen Wien hat jetzt jedenfalls einen Monat Zeit für seine Stellungnahme, der endgültige Rechungshofbericht könnte noch heuer vorliegen. Und läuft ab jetzt alles nach Plan, soll der Skylink-Terminal im ersten Halbjahr 2012 in Betrieb gehen.