Rückzieher im Hariri-Mord
"Vorwürfe gegen Syrien waren ein Fehler"
Libanon zieht alle Vorwürfe zurück, Syrien stecke hinter dem Mord an Ex-Premier Rafik Hariri. Hariri ist 2005 durch eine Autobombe in Beirut ermordet worden. Hariris Sohn, Saad Hariri, der jetzige Premierminister, hat nun die Anschuldigungen gegen Syrien als "Fehler" bezeichnet.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 06.09.2010
Vorwürfe verfrüht
Es klingt ein wenig wie ein kleinlautes "Es war nicht so gemeint", das Hariri Junior heute in einer großen arabischen Tageszeitung öffentlich gemacht hat. Die Beschuldigungen, syrische Geheimdienste seien Drahtzieher des Mordes an seinem Vater seien verfrüht und politischer Natur gewesen und nicht mehr aktuell.
Neue UNO-Kommission untersucht
Nach der fehlgeleiteten UNO-Untersuchungskommission unter dem deutschen Sonderermittler Detlev Mehlis hat zuletzt eine neue UNO-Kommission unter der Führung des kanadischen Richters Daniel Belmar ermittelt, um zu klären, wer hinter dem Mord an Rafik Hariri und 22 Leibwächtern und Passanten steckt. In Kürze sollen die Ergebnisse vorgelegt werden. Und die könnten brisant sein.
Fragile Zusammenarbeit
Sie könnten eine Verwicklung der schiitischen prosyrischen Hisbollah-Miliz in das Attentat offenlegen. Wenn das geschieht, dann birgt das gewaltigen Sprengstoff: Die Hisbollah ist derzeit mit vier Ministern in der Regierung von Hariri Junior vertreten. Die extrem fragile Zusammenarbeit zwischen der schiitischen Hisbollah und Libanons sunnitischen prowestlichen Kraften könnte radikal enden und im schlimmsten Fall zu einem neuen Bürgerkrieg im Libanon führen.
Versöhnungsgipfel Ende Juli
Um dies zu verhindern, hat es Ende Juli einen spektakulären Versöhnungsgipfel gegeben. Syriens Präsident Assad, Förderer der Hisbollah, ist gemeinsam mit dem saudischen König in den Libanon gereist, zu Premier Saad Hariri. Es ist offenbar gelungen, diesen versöhnlich zu stimmen - vielleicht ist ihm nichts anderes übrig geblieben, weil der Libanon derzeit im nahöstlichen Kräftegefüge nur sehr schwache Karten hat.
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