Gaspipeline gefährdet Einnahmen
Putin gegen "Nabucco"
Russland Ministerpräsident Wladimir Putin hat sich erneut kritisch zum Pipeline-Projekt Nabucco geäußert. Die Gaspipeline soll Erdgas aus dem kaspischen Raum unter Umgehung Russlands nach Mitteleuropa liefern. Russland versucht, das Projekt als unwirtschaftlich hinzustellen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 08.09.2010
Europa zahlt gut
Das Gaspipeline-Projekt mit einer Länge von 3300 Kilometern unter Federführung der OMV hat nach den Gaskrisen der letzten Jahre viel Unterstützung erfahren. Russland versucht das Projekt jedoch zu hintertreiben. 60 Prozent des russischen Exports sind Energieträger. Russland also lebt vom Verkauf von Öl und Gas und nur die europäischen Länder – und nicht etwa China – zahlen dafür auch die hohen Preise.
Finanzierung gesichert
Die politischen Machtspiele Moskaus mit den Transitländern Ukraine und Weißrussland haben allerdings die Europäische Union mobilisiert und die europäische Antwort für mehr Versorgungssicherheit heißt Nabucco. Aus diesen Gründen wird das Gaspipelineprojekt wohl auch mit Milliardenkrediten von der Weltbank und der Europäischen Union unterstützt werden. Die Absicht dazu wurde jedenfalls Anfang der Woche in Brüssel öffentlich gemacht.
Russland empfindet das Nabucco-Projekt naturgemäß als gefährlichen Konkurrenten und versucht es konsequent schlechtzureden.
"Keine Gasquellen"
Wladimir Putin hat bei einer Wirtschaftskonferenz mit ausländischen Investoren noch einmal die die russische Position klargemacht: "Das Hauptproblem dieses Projektes besteht darin, dass bisher niemand die erforderliche Gasmenge für die Pipeline garantiert hat. Es gibt also keine Gasquellen für diese Röhre und Russland wird nichts in diese Nabucco-Leitung pumpen." Das ist sicher richtig, denn Russland plant sein eigenes, aufwendiges Parallelprojekt South-Stream, ein Pipelineprojekt, das das Schwarze Meer quert, um die Ukraine zu umgehen.
Druck auf Aserbaidschan
Außerdem setzt Moskau Aserbajdschan gehörig unter Druck, seine reichen Gasvorkommen dem russischen Gaskonzern Gasprom zu liefern, und zwar in einem Umfang, der garantiert, dass für Nabucco nichts mehr übrig bleibt. Ein Besuch von Präsident Medwedjew vor wenigen Tagen in Baku diente dazu, dieser Absicht auch eine offizielle Form zu geben. Ähnlich verhält es sich mit Vorkommen die Turkmenien, die sich ebenfalls Russland reserviert hat, wenn sie nicht schon an China verkauft waren.
Ukraine appelliert
Eine neue Wendung hat das Wettrennen um den Gastransfer durch eine Meldung aus Kiew genommen: Jetzt, wo in der Ukraine die Regierung jede Erinnerung an die Orange Revolution auszulöschen versucht, hat die Ukraine vorgeschlagen, Russland möge doch auf den Bau von Southstream verzichten. Die Ukraine fürchtet den Verlust der Transitgebühren und appelliert nun ihrerseits an die guten alten russisch-ukrainischen Beziehungen – wahrscheinlich vergebens. Russland wird an Southstream wohl festhalten, denn Moskau will ohne Zwischenhändler die Europäische Union erreichen. Exklusiv und ohne Konkurrenz von außen. Das Projekt Nabucco wird von Putin als unwirtschaftlich hingestellt, in Wahrheit bedroht es die russische Monopolstellung – und genau das ist ja auch seine Aufgabe.