Vergewaltigungen als Teil der Kriegsführung

Frauen in der UNO: Nicht viel geschehen

In der Resolution 1325 hatten sich die Vereinten Nationen zum Ziel gesetzt, Frauen an der Vermeidung und der Beilegung von Konflikten stärker zu beteiligen. Vor allem in kriegerischen Auseinandersetzungen sollten Frauen besser geschützt werden. Gerade jetzt hat die UNO aber zugeben müssen, dass sie im Kongo völlig versagt hat. Tausende Frauen sind Opfer dieser Kriegstaktik geworden.

Eine UN-Frauenbehörde in Zukunft

Die UNO arbeitet an Reformen. Durch die Zusammenlegung von vier bisher getrennten UNO-Büros für Frauen-Förderung in einer Einheit, unter einem Name, nämlich UN-Women, soll endlich Durchsetzungskraft für eines der am wenigsten geförderten UNO-Anliegen geschaffen werden. Die Resolution 1325 feiere im Oktober ihr bereits zehntes Jahr, sagt Moez Doraid. Der Ägypter ist Vizechef von UNIFEM, einem der vier Frauenbüros: "Aber die Kluft, zwischen den vom UNO-Sicherheitsrat als völkerrechtlich verbindlich formulierten Zielen und deren Umsetzung in den Mitgliedsländern ist riesig. Jetzt haben wir die Möglichkeit diese Kluft zu schließen."

Mittagsjournal, 09.09.2010

Ohne Kontrolle keine Resultate

Es gebe alles, Versprechen, Abkommen, nationale Aktionspläne, engagierte Politiker und Gruppen, was aber endlich etabliert werden müsse, sei ein Kontrollsystem: "Damit das funktioniert, müssen die, um deren Rechte es geht, wissen, dass und wo sie diese einfordern können. Die Verantwortlichen müssen sich im Klaren sein, dass sie Rechenschaft abzulegen haben und es braucht es Überwachungssysteme."

"Mitgliedsländer wollen nicht"

Das alles ist nicht neu. Die meisten UNO-Staaten haben bis jetzt wenig bis nichts getan um die drei P, nämlich Partizipation, Prävention und Protektion umzusetzen. Warum sollten sie es jetzt tun? Moez Doraid hebt die Schultern: "Die UNO ist Ausdruck des Willens ihrer Mitglieder."

Lächerliche Menge Geld für Frauen

Es liege an den Mitgliedern, derlei Resolutionen zu umzusetzen, zum Beispiel UNO-Blauhelme mit Regeln und Vollmachten auszustatten, damit sie verhindern, was im Kongo täglich passiert. Misst man den Willen der UNO-Mitglieder, die Frauen zu ermächtigen beziehungsweise zu schützen, etwa an den seinem Büro zur Verfügung stehenden Ressourcen, dann ist dieser Wille minimal: "Du hast dich um die Hälfte der Weltbevölkerung zu kümmern, bist konfrontiert mit den schlimmsten Formen von Diskriminierung und neuzeitlicher Sklaverei, mit anhaltender Ungleichheit, häuslicher Gewalt bis zu dem, was im Kongo passiert. Sieben von zehn Frauen erleiden im Lauf ihres Lebens auf die eine oder andere Art sexuelle Gewalt. Für all das hast du die lächerliche Summe von jährlich 100.000 Dollar zur Verfügung!"

Zehn Prozent der Friedensverhandler Frauen

Dazu komme der Frust, dass - anders als die Resolution 1325 es will - nur zehn Prozent der Friedensverhandler und Mittler Frauen sind. In 300 Friedensverträgen der vergangenen zwei Jahrzehnte gibt es nur in 18 Bezugnahmen auf sexualisierte Gewalt.

Internationale Politik männlich dominiert

Warum das alles so ist, kann oder mag der UNO-Beamte nicht sagen. Auch nichts zu feministischen Ansätzen, die schlicht die männliche Dominanz in der nationalen und globalen Außenpolitik als wesentlich betrachten. Der Behauptung, selbst die UNO sei ein Männerverein, widerspricht Moez Doraid aber: "The UN is no longer a boys club."

In der UNO große Fortschritte

Die größten Entwicklungsorganisationen der UNO, hebt Doraid hervor, seien mehrheitlich von Frauen geleitet, Ban Ki Moon habe eine stellvertretende Generalsekretärin, er habe so viele Frauen wie nie zuvor als Sonderbeauftragte in Konflikten ernannt und zugleich gebe es jetzt viele Vorgaben, die umzusetzen es höchste Zeit sei.

"Ohne Frauen kein Friede"

Gleichzeitig vertritt Doraid die Meinung, das Wesentliche, nämlich Männer für die Sache zu gewinnen, sei gar nicht so schwer. Wenn man diesen klar mache, dass gleichberechtige Frauen der Schlüssel zu Frieden und Fortschritt der Gesellschaften seien. Ein Rezept hat aber auch er nicht. Auch habe er keine Erklärung, warum auch im aufgeklärten Europa und Österreich sich eher wenige Männer mit Frauenthemen befassen. Einem großen Teil sind sie erfahrungsgemäß mehr oder weniger unangenehm. Sehr leise sagt Doraid: "Wir dürfen uns alle nicht zu sehr frustriert fühlen, wenn Ungerechtigkeiten und Tragödien wie im Kongo weiterhin passieren, und wir denken, wie kann das sein, warum haben wir nichts gelernt, warum nichts unternommen?"

Aber man dürfe die Fortschritte nicht kleinreden, fügt er hinzu, es gebe sie, und sie seien erstaunlich.

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