Erzählband "Das Gesetz"
Der neue Grisham
Randfiguren der Gesellschaft und Opfer des Rechtssystems stehen im Mittelpunkt von John Grishams Erzählungsband "Das Gesetz". So handelt etwa "Raymonds Heimkehr" vom Leben einer Familie an jenem Tag, an dem der Sohn hingerichtet wird. Und in der letzten Kurzgeschichte, "Ein Ort zum Sterben", muss sich ein Aidskranker gegen Diskriminierung und die Intoleranz und Vorurteile seiner Umgebung wehren.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 11.09.2010
Er selbst habe das genau so erlebt, erzählte John Grisham bei einem Auftritt in Hamburg: Mitte der 1980er Jahre habe er zwei Aids-kranke Freunde gehabt, die Krankheit sei damals ganz neu gewesen. Die jungen Männer seien von ihren Familien verstoßen worden, sie hätten nicht einmal einen Platz zum Sterben gehabt.
Heikle Gerichtsprozesse
Auch in John Grishams neuestem Buch geht es um heikle Gerichtsprozesse, auch hier lässt der Autor ins amerikanische Rechtssystem blicken und erzählt von menschlichen Schicksalen. Und doch funktioniert dieses Buch ganz anders: Grisham legt diesmal keinen großen Gerichtsthriller vor, sondern sieben Kurzgeschichten.
Sie sollen nicht von der Spannung eines laufenden Gerichtsverfahrens geprägt sein, sondern von der Nähe, die der Autor zu seinen Protagonisten aufbaut. Es sei schwierig, über menschliche Gefühle zu schreiben, ohne dabei melodramatisch oder kitschig zu werden, sagt Grisham. Er habe mehrere Entwürfe gebraucht, bis er das geschafft habe.
Die Gesetze von Ford County
Wie die meisten von Grishams Erfolgsromanen ist auch "Das Gesetz" von der Aura der Südstaaten-Provinz umweht. Ford County heißt der imaginäre Landstrich, in dem sich die Handlung abspielt, und so lautet übrigens auch der Original-Titel des Buches.
John Grisham, der in Mississippi studierte und auch heute hier mit seiner Familie lebt, kennt die Südstaaten - und auch deren Einwohner sind ihm vertraut. Konservativ und intolerant einerseits, warmherzig und gastfreundlich andererseits, so beschreibt der Schriftsteller den typischen Südstaaten-Bewohner.
Geteilte Kritiken
Es sind solche Menschen, von denen Grisham in seinen sieben Kurzgeschichten ein Bild zeichnen will. Allerdings konnte er nicht alle Kritiker überzeugen. Grisham sei eben ein Romanautor, schrieb etwa die "New York Times", stilistische Knappheit, die in Erzählungen gefragt wäre, sei nicht sein Fall. Und auch die "Süddeutsche Zeitung" hält Grishams Projekt für misslungen.
Ab nun haben Leser auch im deutschsprachigen Raum die Möglichkeit, sich ihre eigene Meinung zu bilden. Erschienen ist "Das Gesetz" von John Grisham im Heyne-Verlag.
Service
John Grisham, "Das Gesetz", Heyne Verlag
John Grisham