Fondation Beyeler im Leopold Museum

Cézanne - Picasso - Giacometti

Die Schweizer Fondation Beyeler zählt zu den wichtigsten Sammlungen von Kunstwerken der Klassischen Moderne. Mit der Ausstellung "Cézanne - Picasso - Giacometti", die das Leopold Museum ab Freitag zeigt, ist erstmals in Österreich eine repräsentative Auswahl an wichtigen Werken aus der Sammlung zu sehen.

Mittagsjournal, 17.09.2010

Über sechzig Jahre lang hat das Sammlerpaar Ernst und Hildy Beyeler aus Basel diese Sammlung aufgebaut; es überwiegen Werke von Künstlern des 20. Jahrhunderts, von denen Ernst Beyeler viele auch persönlich gekannt hat. Die Ausstellung in Wien ist die größte externe Ausstellung der Sammlung, seit das Museum Beyeler bei Basel 1997 errichtet wurde.

Picasso-Gemälde durfte ausreisen

Eine Abbildung von Picassos Gemälde "Femme" prangt am Cover des Ausstellungskataloges. Dieses Frauenbildnis dient dem Leopold Museum auch als Werbefigur für die Ausstellung von Werken der Sammlung Beyeler. Ein Werk, das die Räume des Museums in Riehen bei Basel sonst nie verlässt, wie es heißt. Rudolf Leopold wollte das Bild für die Ausstellung allerdings unter allen Umständen, erzählt seine Witwe Elisabeth Leopold, und er sei so lange hartnäckig geblieben, bis Ernst Beyeler der Verleihung doch noch zustimmte.

"Da sind wir mit dem Argument gekommen, wenn wir hier in Wien die Beyeler-Sammlung wirklich repräsentativ zeigen wollen, wenn wir sie wirklich mit diesem wunderbaren Gallionsbild zeigen können, dann ist sie vollkommen. Wenn das fehlt, ist sie unvollkommen. Das hat ihm dann letztlich eingeleuchtet", erinnert sich Elisabeth Leopold.

Schwerpunkt Giacometti

Auch andere Herzstücke aus der Sammlung Beyeler werden präsentiert, mit Gemälden von Picasso, Chagall, Kandinsky, Miró und anderen großen Vertretern des 20. Jahrhunderts. Einen Schwerpunkt bilden die Skulpturen und Gemälde von Alberto Giacometti. Ihm hat Ernst Beyeler seinerzeit zur Gründung seiner Stiftung verholfen, gegenwärtig erzielen Giacomettis Skulpturen am Kunstmarkt Höchstpreise.

Obwohl die Fondation Beyeler zu den wichtigsten Sammlungen der Klassischen Moderne zählt, sei es nie Beyelers Absicht gewesen, eine repräsentative Sammlung aufzubauen, erklärt Samuel Keller, der Direktor der Stiftung: "Die Sammlung Beyeler umfasst nur 40 Künstler. Das ist nicht viel. Aber jeder dieser Künstler hat eine bedeutende Position in der Kunstgeschichte. Jedes dieser Werke ist museumswürdig. Weil sie als Galeristen Zugang zu so vielen Werken hatten und sie viele in den Händen hielten und sie über Wochen, Monate, manchmal Jahre hinweg betrachten konnten, hat ihnen das geholfen, dann nur die auszuwählen, die für sie ganz besonders waren."

Werk-Tausch ermöglicht Ausstellung

Möglich wurde die Ausstellung im Leopold Museum durch einen leihweisen Austausch von Werken, den Rudolf Leopold und Ernst Beyeler noch kurz vor ihrem Tod fixiert haben. Ab kommender Woche ist daher im Museum Beyeler, das Renzo Piano 1997 in Riehen bei Basel errichtete, die Ausstellung "Wien 1900" mit 80 Leihgaben der Sammlung Leopold zu sehen.

Es sei bedauerlich, dass die beiden Sammler, die sich seit vielen Jahrzehnten gekannt haben, das Ergebnis dieses Austausches nicht mehr erleben konnten, sagt Keller. Der frühere Direktor der Kunstmesse "Art Basel" hat 2008 die Leitung der Fondation Beyeler übernommen. Die 44 Exponate, die nun in Wien zu sehen sind, habe Rudolf Leopold noch selbst ausgewählt, sagt Keller: "Gerade das macht diese Ausstellung zu einem ganz besonderen Erlebnis, dass man kann sie nicht nur durch die Brille der Kunstgeschichte, sondern durch die Brille von kenntnisreichen und leidenschaftlichen Sammler sehen kann."

Textfassung: Rainer Elstner

Service

"Cézanne - Picasso - Giacometti", Werke der Fondation Beyeler im Leopold Museum, bis 17. Jänner 2011

Leopold Museum