Elternvertreter warnen vor Qualitätsverlust

Schulkompetenzen zum Bund

Die Elternvertreter protestieren gegen eine "Verländerung" des Schulsystems. Die Landeshauptleute, an der Spitze der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP), wollen künftig die alleinige Zusändigkeit für alle Lehrer. Die Elternvertreter warnen, dass dann die Qualität weiter sinken könnte.

Mittagsjournal, 20.09.2010

Elternvertreter: Qualität sinkt

Wenn die Länder bei den Schulen mehr mitreden als jetzt, dann werden die Schulen schlechter, davor warnen heute die versammelten Elternvertreter Österreichs. Theodor Saverschel vom Bundesverband der Elternvereine ist gegen mehr Schulzuständigkeit der Bundesländer: "Die Befürchtung ist, dass es neun verschiedene Bildungssysteme geben wird. Und dass es ein (Glücks)Zufall ist, in welches ich hineingeborgen werde."

Probleme mit Schulbeginn

Es gebe schon genug Probleme durch die jetzigen Zuständigkeiten der Länder, meint Saverschel und nennt ein aktuelles Beispiel vom Schulbeginn: "Es gibt die berühmten Werteinheiten, also das, was die Lehrer an Stunden zur Verfügung haben. In einem Bundesland werden automatische 3 Prozent davon aufbehalten, in anderen sind 2,5 Prozent gestrichen worden, von heute auf morgen, zwei Wochen nach Schulbeginn; alle unverbindlichen Übungen mussten gestrichen werden."

Keine Garantie für ausreichende Werteinheiten

Auch Stefan Mandahus vom Hauptverband der Katholischen Elternvereine sagt, bei einer Verländerung gebe es keine Garantie, dass Schulen alle Werteinheiten, die sie brauchen, bekommen. Es sei zu befürchten, dass dadurch die Qualität in den österreichischen Schulen sinke, sagt Mandahus.

Entscheidung bei den Schulen

Gerald Netzl vom Dachverband der Elternvereine fordert, dass es zwar eine Schulverwaltung in jedem Bundesländern geben soll - aber für die solle der Bund zuständig sein. Und statt wie jetzt die Länder, sollten vielmehr die Schulen selbst entscheiden, welche Lehrer sie anstellen wollen. "Es soll etwas weniger Venus von Willendorf sein: ganz oben der Kopf, der Bund, ganz unten die Schule, dazwischen die Länder und die Bezirksebene der Bauch; es soll etwas mehr in Richtung einer Sanduhr gehen: die Verantwortung, die Steuerung, die Finanzierung auf Bundesebene, aber sehr viel Verantwortung auch in den Schulen", sagt Gerald Netzl vom Dachverband der Elternvereine. Insgesamt vertreten die Elternvereine rund 3 Millionen Eltern in ganz Österreich.

Mittagsjournal, 20.09.2010

Schülervertretung wollen Verwaltungsreform

Lehrer sollen nicht Sache der Länder, sondern des Bundes sein, legt sich der neue Bundesschulsprecher Philipp Pinter fest. Der 17-jährige Schüler aus dem Burgenland gehört der ÖVP-nahen Schülerunion an. Er will eine umfassende Verwaltungsreform im Schulwesen: "Mit der Abschaffung der Landesschulräte, der Beseitigung der Doppelgleisigkeiten, der Einführung von Bildungsdirektionen und Landesschulgemeinschaftsausschüssen. Wir wollen die besten Lehrer, die uns die beste Ausbildung ermöglichen und uns auf unsere Zukunft vorbereiten und nicht Lehrer, die, wie es in den meisten Ländern üblich ist, nach dem Parteibuch eingesetzt werden. Wir wollen ein Assessment-Center, durch das die Lehrerinnen und Lehrer geprüft werden, das ist momentan nur auf Bundesebene vorhanden."

"Zentralmatura nicht ausgereift"

Vor Interventionen aus den ÖVP-geführten Ländern fürchtet sich Pinter nicht: Als Bundesschulsprecher wie als Schülerunions-Angehöriger agiere er parteifrei. Auf der anderen Seite gebe es mit Unterrichtsministerin Claudia Schmied von der SPÖ Meinungsverschiedenheiten: Die Zentralmatura sei schülerfeindlich umgesetzt worden. Es sei zu früh mit den ersten Jahrgängen zu beginnen, da das System noch nicht komplett ausgereift sei.

Online-Nachhilfeplattform

Weitere Pläne des neuen Bundesschulsprechers: eine Online-Nachhilfeplattform, um eine Alternative zu kommerziellen Anbietern zu geben. Auf sie soll jeder Schüler Zugriff haben und jeder soll dort Nachhilfe anbieten können. Außerdem verlangt Philipp Pinter Sozialarbeiter an jeder Schule. Ganz oben auf der Agenda der neuen Schülervertretung aber wie gesagt: Landesschulräte abschaffen - Lehrerkompetenzen zum Bund.

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