Statsanleihen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro

Irland braucht Geld

Heute platziert Irland Staatsanleihen im Wert von eineinhalb Milliarden Euro. Der keltische Tiger, wie Irlands Wirtschaft in den 1990er Jahren noch gelobt wurde, liegt heute am Boden. Schuld war eine riesige Immobilienblase. Irland ist hoch verschuldet und viele Investoren sind skeptisch, dass Irland seine Schulden wie geplant abbauen kann.

Mittagsjournal, 21.09.2010

Hauspreise um die Hälfte gefallen

Sam und Gary haben 2007 Jahr ein Haus gekauft, es ist aus den 1960er Jahren, hat 100 Quadratmeter und liegt in einem bürgerlichen Vorort von Dublin. 800.000 Euro haben sie bezahlt, inklusive Renovierung hat das einfache Häuschen eine Million Euro gekostet. Sam und Gary wollten das Haus nach ein paar Jahren mit Gewinn weiterverkaufen und ein größeres kaufen, damit ihre Kinder mehr Platz haben. Daraus wird jetzt nichts, das Haus ist es nur mehr die Hälfte wert und sie müssen ihren Kredit zurückzahlen. Sie stecken in der Falle, sagt Sam.

Staatsdefizit von 14 auf drei Prozent senken

Sam und Gary können ihre Schulden bezahlen, aber viele Iren können das nicht. Sie haben Irlands Banken an den Rand des Abgrunds getrieben und in ihrem Sog ist das Staatsdefizit auf 14 Prozent der Wirtschaftsleistung angeschwollen. In fünf Jahren soll es auf unter drei Prozent schrumpfen, mit Hilfe eines harten Sparprogramms.

Negative Gerüchte

Das wird wahrscheinlich nicht gelingen, sogar die irische Notenbank hat davor gewarnt, auch die EU Kommission will dass Irland noch mehr spart. Das verunsichert und Irland muss den Investoren, die Irland Geld heute leihen sollen, eine sehr hohe Prämie zahlen. In den letzten Tagen wurden sogar Gerüchte laut, dass Irland ebenso wie Griechenland Hilfe von der EU und dem Internationalen Währungsfonds brauchen könnte.

Noch strengerer Sparkurs erwartet

Alles Unsinn, sagt John Fitzgerald, Professor am Institut für Sozialwissenschaften in Dublin, denn Irland könne seine laufenden Schulden für die nächsten eineinhalb Jahre bedienen, das Geld das heute aufgenommen werden soll, sei nur eine Reserve, von einer drohenden Pleite sei keine Rede, Irland habe genug Zeit seine Probleme zu lösen. Bis Jahresende wird Irland über den Berg sein, sagt Fitzgerald. Bis dahin wird es ein Budget für 2011 geben. Fitzgerald erwartet, dass die Regierung einen noch härteren Sparkurs vorgeben wird. Noch wichtiger: Bis dahin soll auch feststehen, wie die maroden irischen Banken saniert werden, sagt Fitzgerald.

Exporte laufen gut

Noch einen Vorteil hat Irland gegenüber Griechenland: Der keltische Tiger liegt nicht ganz am Boden, denn die Exportwirtschaft laufe gut und Irland könne sogar Schulden zurück zahlen. Also, alles nur Hysterie sagt Fitzgerald, das gehe vorbei.

Wieder viele Auswanderer

Und trotzdem steht Irland vor einem alten Problem, erzählen Sam und Gary: Viele ihrer Freunde wandern aus.