Am Sonntag Präsidentenwahlen

Brasilianisches Wirtschaftswunder

In Brasilien wird am 3. Oktober gewählt. Viel wird sich wahrscheinlich nicht ändern. Denn die amtierende Arbeiterpartei sitzt fest im Sattel, da unter Präsident Luis Inacio Lula da Silva das Land zu einer neuen Wirtschaftsgroßmacht geworden ist und sich die Armutsrate halbiert hat. Trotz Krise ist die Wirtschaft letztes Jahr um 7 Prozent gewachsen. Seine Nachfolgerin wird wahrscheinlich Dilma Rousseff.

Brasilien geht es besser denn je

Es war eine Sensation als das Arbeiterkind Lula vor acht Jahren in Brasilien an die Macht gekommen ist. Aber in Wirtschaftskreisen waren viele skeptisch. Der linke Lula werde die Wirtschaft an die Wand fahren, wurde befürchtet. Es ist aber ganz anders gekommen, Brasilien geht es heute besser denn je.

Morgenjournal, 02.10.2010

Breite Mittelschicht entstanden

Wie Lula das geschafft hat, erklärt Andreas Novy, Brasilienexperte an der Wirtschaftsuniversität Wien: "Lula hat es geschafft, dass in seiner Amtszeit 24 Millionenen Arme aus der Armut rausgekommen sind. Das hat ermöglicht, dass es in Brasilien mittlerweile eine breite Mittelschicht gibt und eine damit eine kaufkräftige Schicht, die Nachfrage erzeugt hat."

Wohlfahrtsstaat eingeführt

Lula hat einen Wohlfahrtsstaat geschaffen, durch Maßnahmen wie Familienbeihilfen, Zugang zu Strom, Kanalisation oder Wohnbauprogrammen. Finanziert wurde das durch einen Kreislauf: Je mehr Menschen davon profitiert haben, desto mehr Steuern und Sozialversicherungsbeiträge wurden in die Staatskassen gezahlt. 14 Millionen neue Jobs sind entstanden.

Österreichische Firmen: Riesige Umsätze

Ingomar Lochschmidt, der österreichische Handelsdelegierte in Sao Paulo sagt: "In einem Jahr bekommen wird so viele neue Konsumenten dazu wie Österreich Einwohnen hat. Österreichische Firmen tanzen Samba hier. Österreichische Firmen machen hier jedes Jahr so viel Umsatz, dass sie eine Kleinstadt bauen könnten."

Wirtschaftskrise

Dem großen heimischen Binnenmarkt verdankt Brasilien, dass die Wirtschaftskrise kaum Spuren hinterlassen hat, denn zu Hause wurde weiter gekauft. Der größte Unsicherheitsfaktor waren die schwankenden Rohstoffpreise, sagt Lochschmidt.

Viele Rohstoffe

Brasilien ist sehr reich an Rohstoffen, es ist weltweit der größte Exporteur von Kaffee, Zucker, Hühnerfleisch, Orangenkonzentrat, aber auch Soya, Metalle, Öl und der Ökotreibstoff Bioethanol wird in die ganze Welt verkauft. Jetzt, wo nach der Krise die Nachfrage wieder steigt, klingeln auch die Kassen wieder. Der Reichtum an Rohstoffen hat Brasilien in der Vergangenheit aber nicht reich gemacht. Der Reichtum komme erst dadurch, dass die Kaufkraft der breiten Masse steigt, sagt Novy: "Dieses Potential der Mittelschicht, hat das Potential Brasilien zu einer Großmacht zu machen, nicht die Rohstoffe."

Umwelt Opfer des Wirtschaftswachstums

Kritisiert wird Lula dafür, dass einige Reformen auf der Strecke geblieben sind, etwa im Gesundheits-, Bildungs- oder Pensionsbereich. Auch die Infrastruktur ist sehr schlecht, das schadet dem Handel. Und der Umweltschutz war allzu oft Opfer des Wirtschaftswachstums. Ob Lulas wahrscheinliche Nachfolgerin Dilma an all dem etwas ändern kann bleibt abzuwarten, sie hat Kontinuität versprochen, "Die Sozial- und Wirtschaftsreformen werden weitergehen.", sagt der Handelsdelegierte Lochschmidt.

Großer Einfluss in Zukunft

Einen großen Wachstumsimpuls erhofft sich Brasilien durch die Fußballweltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele die zwei Jahre später, vor allem die Infrastruktur soll mit Hilfe ausländischer Investoren weiter ausgebaut werden.
Eines ist jedenfalls sicher, Brasilien wird seinen Einfluss als Wirtschaftsgroßmacht in den nächsten Jahren ausbauen.