Deponien fehlen, Müllabfuhr streikt

Neapel versinkt wieder im Müll

Neapel gleicht erneut einer großen Müllhalde. Schon vor zwei Jahren ist es in Neapel wegen der gigantischen Müllmengen zu Ausschreitungen gekommen. Mit einem Notprogramm konnte das Problem kurzfristig bereinigt werden. Nach wie vor fehlt es aber an Deponien und Müllverbrennungsanlagen, zudem streikt auch noch die Müllabfuhr.

Mittagsjournal, 6.10.2010

Beißender Gestank

Rund 800 Tonnen Müll liegen schon wieder auf den Straßen von Neapel. In manchen Gegenden hat man eher den Eindruck, sich eher auf einer Mülldeponie als in einer Stadt zu befinden. Dazu kommt der beißende Gestank, denn am Tag klettern hier die Temperaturen noch immer auf 30 Grad und mehr. Es sind mehrere Probleme die in Neapel zusammenkommen. Es fehlt vor allem an Mülldeponien. Die Müllberge sind zum Teil schon ganze Gebirgszüge.

Anrainer verhindern Müllverbrennungsanlage

Eine neue Anlage sollte eigentlich schon in Betrieb sein, doch Proteste der Anrainer haben das verhindert. Erst vor kurzem hat es eine große Protestversammlung in Neapel gegeben. Mehrere hundert Frauen haben sich versammelt, auf ihren T-Shirts trugen sie Slogans wie "Schluss mit der Deponie". Es sind vor allem die Atemprobleme ihrer Kinder, die sie nicht mehr hinnehmen wollen, sagt eine Mutter:"Sie können nicht Atmen und haben Probleme mit Asthma. Nicht einmal im Sommer können wir sie rauslassen, da es zu gefährlich ist. Wir fordern, dass die Deponie geschlossen wird. Wir sind nicht mehr bereit, das zu akzeptieren. Wir sind Bürger wie andere auch."

Stadt zwischen Deponien eingezwängt

Der Bürgermeister des Nachbarorts der geplanten neuen Mülldeponie ist verzweifelt, denn wenn alles nach Plan läuft, wird sein Ort quasi zwischen den Deponien eingezwängt sein: "Wir haben Probleme mit dem üblen Gestank und vor allem mit der Gesundheit der Bevölkerung. Das alles macht den Menschen große Sorgen. Jetzt wird es dadurch noch schlimmer, dass noch eine zweite Mülldeponie kommen soll, die zwanzig Jahre in Betrieb sein soll."

"Touristen werden das mitbekommen"

Auch Pompei mit seinen berühmten Ausgrabungen hat ein Problem mit dem Geruch, vor allem wenn der Wind schlecht steht, sagt der Bürgermeister: "Dann kann man auch im Norden der Stadt alles riechen. Aber wenn die zweite Mülldeponie eröffnet wird, dann werden die sechs Millionen Touristen das alles mitbekommen und das Problem in die Welt tragen."

Wer bringt den Müll zur Deponie?

Ein weiteres Faktum hat zur derzeitigen Müllkrise beigetragen: Was nützt eine Deponie, wenn die Müllabfuhr nicht fährt? Seit Wochen wird wegen einer angekündigten Entlassung von rund 400 Mitarbeitern im November gestreikt.