Meister schwieriger Beziehungen

Eric-Rohmer-Retro im Filmmuseum

Im vergangenen Jänner ist Eric Rohmer 89-jährig gestorben. Er war einer der wichtigsten französischen Filmregisseure, und war außerdem Kritiker und Autor. Anlässlich der Viennale, dem Wiener Filmfestival, zeigt nun das österreichische Filmmuseum in der Albertina eine Retrospektive seiner Werke.

Mittagsjournal, 07.10.2010

Über 40 Filme hat Eric Rohmer in seiner 50-jährigen Karriere gedreht, davor arbeitete er als Literatur-Professor an Mittelschulen und begann bald Filmkritiken zu schreiben. Mehrere Jahre war er dann Chefredakteur der legendären "Cahiers du cinéma". Im Jahr 1955 publizierte er mit Claude Chabrol das erste Standardwerk über Alfred Hitchcock. Er war Mitbegründer der Nouvelle Vague - mit Rivette, Chabrol, Truffaut und Godard, die sich anfangs gegenseitig sehr unterstützt und geholfen haben, aber dann sehr unterschiedliche Werke hinterlassen haben.

Große Filmzyklen

Rohmer war ein besonderer Fall. So realisierte er drei große Filmzyklen: die sechs sogenannten "Moralischen Geschichten" zwischen 1962 und 1972, darunter "Meine Nacht bei Maud", dann die Serie "Komödien und Sprichwörter" zwischen 1981 und 1987 und in den 1990er Jahren die "Geschichten der vier Jahreszeiten".

Es sind eigentlich banale Alltags- und Beziehungsgeschichten mit meist langen Dialogen, die aber die Situationen auf den Punkt bringen bei Themen wie Liebe, Treue, Verführung. Der Leiter des Filmmuseums, Alexander Horwath, sieht das Werk von Rohmer daher auch als Leitfaden zum besseren Verständnis des spannungsreichen Geschlechterverhältnisses von Männern und Frauen.

Der Text als Basis

Rohmer war sich durchaus bewusst, dass seine Filme wegen der vielen Dialoge, in denen es um Nuancen und Subtilitäten der Sprache geht, außerhalb Frankreichs vielleicht weniger gut ankamen. Es sind Dialoge, die alle vorher im Skript fixiert waren, und bei denen es also mit wenigen Ausnahmen keine Improvisationen gab. Es sind Dialoge mit hohen literarischen Qualitäten, was Fabrice Luchini, ein sehr gefragter französischer Schauspieler, den übrigens Eric Rohmer entdeckt hat, dazu bewogen hat, zu unterstreichen, dass an der Basis der gemeinsamen Arbeit der Text steht.

Neben diesen Zyklen hat Rohmer auch ganz andere Filme gedreht - etwa "Die Marquise von O", nach Kleist mit Edith Clever und Bruno Ganz. Der Film wurde übrigens von dem Germanisten Eric Rohmer auf Deutsch gedreht.

"Moralische" Geschichten
Ein anderes Beispiel ist "Perceval", ein mittelalterliches Drama nach Chrétien de Troyes, in dem seine Akteure Altfranzösisch sprechen.

"Perceval kommt aus einer ganz anderen Ecke als meine vorherigen Filme. Die 'moralischen Geschichten' waren realistische Werke, die fest im Alltag verwurzelt waren. Hier wollte ich ein Werk voll Zauber und Magie, das mit der Realität nichts zu tun hatte. Und ich wollte es ganz logisch machen", sagte Rohmer einst über seinen Film.

Eric Rohmer war sicher ein Paradebeispiel des manchmal geschmähten Cinéma d'auteur, der seine Low-budget-Filme handwerklich fertigte. Die Schau im Filmmuseum zeigt alle Kinofilme, dazu wenig bekannte Dokumentarfilme, wie einen Film über Lumière, den Begründer des Kinos. Ausgelassen wurden nur Arbeiten, die Rohmer Mitte der 1960er Jahre für das Schulfernsehen gefertigt hat.

Für die Retrospektive im Filmmuseum haben sich übrigens auch Schauspielerinnen, wie Marie Rivière, die mit Rohmer gearbeitet haben, angesagt.

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