Konzert der Thomas Gansch Big Band

Tribute to Don Ellis

Einer im jungen Alter von nur 44 Jahren 1978 verstorbenen Ausnahmeerscheinung des Jazz wird am 10. Oktober 2010 im Wiener Konzerthaus eine besondere Hommage gewidmet. Don Ellis fand einst mit seinem herausragenden Werk auch bei einem weit über die Jazzszene hinausreichenden Publikum großen Zuspruch. Unter anderem etwa auch als Filmmusikkomponist.

Dennoch geriet seine Musik allzu sehr in Vergessenheit. Nun widmet der Österreicher Thomas Gansch, einer der vielseitigsten und gefragtesten Trompeter der europäischen Jazz-Szene, gemeinsam mit einer hochkarätig besetzten Bigband Don Ellis ein großes Tribute-Konzert.

Kulturjournal, 08.10.2010

Treffpunkt für viele Geschmäcker

Ungerade Metren, fremde Tonalitäten - und doch groovt die Musik von Don Ellis, umgesetzt mit einem hochenergetischen Bigband-Sound - wie man so schön sagt - wie die Hölle. Da aber über dieser Musik der Überbegriff Jazz steht, sind sich allzu viele nicht wirklich bewusst, was da in Wirklichkeit zusammenfließt und in Wahrheit ein enorm breites Publikum begeistern kann, weit über die Grenzen der Jazzfans im engeren Sinn hinaus, erklärt der Trompeter Thomas Gansch. Gerade bei Don Ellis träfen sich viele Geschmäcker, seine Musik gefalle Fans von zeitgenössischer Musik genauso wie Liebhabern von Alter Musik, so Gansch.

Ein Tribute-Projekt wie dieses auf die Beine zu stellen, ist kein leichtes Unterfangen. Abgesehen davon, dass es teuer ist, so braucht man dazu vor allem absolute Vollprofis, sind doch die technischen Ansprüche enorm. Viele der komplexen Kompositionen und Arrangements gelten als nahezu unspielbar. Auch der Top-Profi müsse meistens den 4/4-Takt oder den 3/4-Takt spielen und nicht beides gemeinsam oder vermischt, aber man gewöhne sich daran, so Gansch.

Noten in der ganzen Welt aufgetrieben

Wesentlicher Partner beim Don-Ellis-Projekt ist der Würzburger Posaunist Markus Geiselhart, der sich bereits 2005 gemeinsam mit Thomas Gansch auf ein Don-Ellis-Abenteuer eingelassen hat. Akribisch hat er in monatelanger Arbeit die Originalnoten und Arrangements ausgeforscht. Dazu habe er lange im Internet gesucht, Kontakte geknüpft und so einige Noten aufgetrieben, sagt Geiselhart.

Es ist vor allem die Energie dieser Musik, die das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinreißt. Nur selten passt eine beliebte Jazzer-Metapher so gut. Aber im großen Konzerthaus-Saal wird es tatsächlich geradezu von der Bühne föhnen. Auch wenn man genau das beim reinen Lesen der musikalischen Biografie von Don Ellis nicht unbedingt erwarten würde.

Sehr interessant an ihm sei, dass er die zeitgenössische Musik mit Jazz verbunden hat", so Gansch, "auch er ist zeitgenössischer Komponist gewesen. Er hat die eigenen Stücke immer wieder weiterarrangiert und mit anderen Besetzungen gespielt."

Humor gehört dazu

Inspiriert durch Folklore aus dem nahen Osten und aus Osteuropa, hat Don Ellis dem orchestralen Jazz eine bis heute gültige Zukunft eröffnet. Thomas Gansch, der mit seiner eigenen Bigband Gansch and Roses ebenso wie als Teil der erfolgreichen Formation Mnozil Brass ein sehr breites musikalisches Spektrum bedient, beweist mit diesem Projekt einmal mehr, dass hochkomplexe Kompositionen nicht zwangsläufig bierernst sein müssen.

"Humor gehört immer dazu, weil es geht ernst genug zu im Leben und warum soll man die Zeit damit verbringen, ernst zu sein?", meint Gansch zum Abschluss.

Textfassung: Ruth Halle

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