Patch Adams in Wien

Lachen ist die beste Medizin

Glücklich, komisch, liebend, entgegenkommend, kreativ und gedankenvoll - diese Eigenschaften für sich in Anspruch zu nehmen, hat Patch Adams vor vielen Jahrzehnten beschlossen. Nach einer schwierigen Kindheit und drei Selbstmordversuchen hatte er sich als 18-Jähriger in einer Psychiatrischen Klinik wiedergefunden.

Dort schwor er sich, der Menschheit als Mediziner zu dienen - und nie wieder einen schlechten Tag zu haben. Beide Ziele behauptet Patch Adams erreicht zu haben. In den letzten 48 Jahren habe er keinen getrübten Augenblick erlebt.

Spaß im Spital

Neben persönlichem Dauerglück entstanden aus Adams guten Vorsätzen auch ein alternatives Krankenhausmodell in West Virginia - und die heute in weiten Teilen der Welt anerkannte Idee des "Spitalsclowns". Am 19. Oktober 2010 war er, auf Einladung der "Jungmedizinerinitiative EINHERZ", zu Gast in Wien. Im Allgemeinen Krankenhaus besuchte er mit einer größeren Clowntruppe die chirurgische Abteilung. Und in den Gängen und Krankenzimmern entfaltete sich - etwa wenn sich fünf Patientinnen und der Primar gemeinsam in die größte Herrenunterhose der Welt zwängten - echte Heiterkeit.

Humor, sagt Adams, praktiziere er zu seinem Vergnügen. Er erzeuge Ausgelassenheit, Wärme und Zärtlichkeit. Daher sei es verführerisch, sich ihm immer wieder hinzugeben. Als Therapie empfindet er ihn nicht. Aber als eine wohltuende und gesunde menschliche Erfahrung.

Gesundheit! Institute

Die medizinische Praxis sieht Adams als eine Praxis des Mitgefühls. Beim Heilen stoße man sehr schnell an seine Grenzen. Anteilnahme zu zeigen, sei aber immer möglich. In den 1970er Jahren gründete Adams in Virginia das "Gesundheit! Institute", eine Einrichtung, in der Patienten ohne Sozialversicherung kostenlos behandelt wurden.

1984 startete er einen ersten Clowndoktoren-Trip in die Sowjetunion - einen Akt der "Nasendiplomatie", wie er heute meint. 60 Länder auf allen sechs Kontinenten haben seine Clowns seither bereist, um in Spitälern, Waisenhäusern und Erste-Hilfe-Lagern hoffnungsvolle, gute Laune zu verbreiten. Humor betrachtet Patch Adams dabei auch als Diagnoseinstrument. Schlechte Laune sei ein verlässlicher Indikator für eine verletzte Seele.

Eine friedliche Welt

Kurz nach dem Tsunami reiste er mit seinem "Global Outreach"-Team nach Sri Lanka. Täglich wurden drei bis vier Nothilfe-Camps besucht. "Jeder, der dort lebte, hatte mehrere Familienmitglieder verloren und gesehen, wie sein Dorf zerstört wurde", erinnert sich Adams. "Und dennoch: Als wir Clowns und Musiker vorfuhren, haben 98 Prozent der Menschen mit uns zu tanzen und zu feiern begonnen. Das sagt mir, dass diese Menschen über eine sehr gute Gesundheit verfügen. Tun wir dasselbe in einer Shoppingmall in den USA, können wir froh sein, wenn 20 Prozent der Vorbeikommenden auf uns reagieren. Möglicherweise werden wir auch verhaftet und hinausgeworfen. Also: Wer ist gesünder?"

Die Gesundheit des Individuums könne man von der seiner Familie und der Gesellschaft, in der er lebe, nicht trennen, meint Patch Adams. Auch nicht von seinen ökologischen Lebensbedingungen. Mit jener Rationalität und Effizienz, die Politik und Marktwirtschaft im Gesundheitsbereich diktieren, will er nichts zu tun haben. Sein Anspruch an Gesundheit ist hoch - und bewusst idealistisch gehalten:

"Meine Idealvorstellung von Gesundheit ist die einer Welt, in der sich niemand daran erinnern kann, was das Wort Krieg bedeutet. Einer Welt, in der sich niemand vorstellen kann, dass es Nahrung gibt und dennoch Menschen hungern, dass Frauen Opfer von Gewalt werden, dass ein Fluss verseucht wird oder dass irgendjemand so weit abgestumpft ist, schlechte Fernsehprogramme zu konsumieren." Im weitesten Sinn, sagt Patch Adams, würde er Gesundheit so definieren: "Ein glückliches, pulsierendes, überschäumendes Leben an einem ganz normalen Tag."