Mit "Symphonicities" in der Wiener Stadthalle

Sting im Porträt

Zahlreiche Platin-Alben, eine Liste von Nr.-1-Hits und weltweit nahezu 100 Millionen verkaufte Tonträger und eine Vielzahl von Auszeichnungen. Das beschreibt das eindrucksvolle Werk des Popsängers, Songwriters und Interpreten Sting.

Ob solo oder mit der Gruppe The Police, bei seinen Ausflügen in die Klassik oder als Crossover-Künstler, stets hat Sting Erfolg an Erfolg gereiht. Der 59-jährige Brite ist zurzeit auf Welttournee und gastiert am 5. November 2010 in der Wiener Stadthalle. Begleitet wird er dabei von seiner eigenen Band und dem Royal Philharmonic Concert Orchestra. Erwarten darf man sich seine populärsten Songs in einem symphonischen Arrangement.

Sting-Hits philharmonisch verbrämt

"Message in a bottle", "Every breath you take", "Englishman in New York", "Fragile" oder "Fields of Gold" - bei den meisten Sting-Hits reicht der Titel aus, um sofort die passende Melodie im Kopf zu haben. Nun werden diese eingängigen Melodien durch das Royal Philharmonic Concert Orchestra bombastisch aufgemöbelt. Pop trifft auf Klassik und damit scheinbar genau den Publikumsgeschmack – zumindest in Berlin, Hamburg, Frankfurt oder Stuttgart, wo die "Symphonicities"-Tour bereits für begeisterten Beifall gesorgt hat.

Die Kritiker waren allerdings nicht restlos überzeugt. Gerade die Police-Songs wie "King of Pain" oder "Roxanne", so schreibt ein Kritiker, würden sich der Behandlung mit Pauken und Trompeten widersetzen und zur Strafe "kitschig bis klebrig" werden.

Gepflegt monumental – manches funktioniert in klassischer Aufmachung, anderes weniger. Durch die Orchesterfassung wollte er verborgene Ecken und Facetten seiner Hits aufspüren und freilegen, meinte Sting.

Police mit Copeland und Summers

Gordon Matthew Thomas Sumner, so Stings bürgerlicher Name, kam 1951 in einem kleinen Vorort im Nordosten Englands zur Welt, und musste sich erst einmal als Bauarbeiter, Englisch- und Musiklehrer durchschlagen. Das wäre ein gutes Bühnentraining gewesen, so Sting, vor einer Gruppe Menschen zu stehen und vorzugeben etwas zu wissen.

Sting spielte mit örtlichen Jazz-Gruppen und wurde 1977 vom Schlagzeuger Stewart Copeland entdeckt. Mit Copeland und Andy Summers gründete Sting in London die Rock- und Popband The Police. Man produzierte einen Hit nach dem anderen, ("Message in a Bottle", "Every Breath You Take", "Don't Stand So Close to Me) stürmte die Hitparaden und gewannen sechs Grammys.

Mit Jazz-Einflüssen auf Solopfaden

Ab 1985 ging Sting eigene Wege und bewies mit seinem ersten Soloalbum, dass er dazu durchaus in der Lage war. "The Dream oft he Blue Turtles" erhielt dreifach Platin. Das zweite Album "Nothing Like the Sun", erreichte Doppel-Platin und wurde zu den wichtigsten Alben der 1980er Jahre gezählt.

Einer, dem alles gelingt, der sucht auch auf anderen Gebieten Bestätigung. Sting komponierte Filmmusiken, versuchte sich immer wieder als Schauspieler und widmete sich in den späten 1980er Jahren intensiv der Unterstützung von Umweltschutzprojekten und Menschenrechte. Mit seiner Frau Trudie Styler gründete er die "Rainforest Foundation", trat bei Al Gores Umwelt-Konzert in New York auf, um für den Klimaschutz zu werben, und sang zur Inauguration von Barack Obama, den er als "Geschenk Gottes" bezeichnete.

Und auch musikalisch suchte Sting neues Terrain. Er schlug eine Brücke zum Jazz, setzte sich mit Kurt-Weill-Chansons auseinander oder arbeitete mit dem bosnischen Lautenisten Edin Karamazov zusammen. Weitere Grammys, der Ehrendoktor-Titel, wieder Doppel-Platin, Golden Globe und eine Oscar-Nominierung für das Lied "Until" folgte.

Böse Kritiken, gefeiert vom Publikum

Der Erfolg und die Fans sind Sting treu, die Kritiker nicht immer auf seiner Seite. Hämische Meldungen gab es anlässlich des Police-Comebacks vor drei Jahren. Für den Markt, hieß es damals, seien Police zu handgemacht, zu echt, aber auch zu bieder.

Das US-Musikmagazin "Blender" hat Sting zum schlechtesten Texter gekürt, ihm gewaltige Großspurigkeit und anwidernde Spiritualität nachgesagt. Und der Sänger der Sex Pistols, Jonny Rotten, hat sich noch abfälliger geäußert und die Bandmitglieder als alte, schlaffe und tote Wracks bezeichnet.

Rein äußerlich ist der fast 60-jährige Sting aber kaum gealtert. Er fühle sich rein physisch wie 14-einhalb, aber mit den Erinnerungen und der Weisheit des Alters, so Sting. Und mit dieser jugendlichen Agilität will Sting künftig auch moderne Orchestermusik komponieren, denn in Strawinsky, so Sting, liege heute viel mehr Rebellion als im Rock und Pop. Man kann davon ausgehen, dass auch dieses Unterfangen erfolgreich sein wird.

Service

CD, Sting, "Symphonicities", Deutsche Grammophon

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