Der "eiskalte Engel" feiert Geburtstag
Alain Delon ist 75
Alain Delon ist eine lebende Leinwandlegende, die zwischen Ende der 50er und Mitte der 80er in rund 70 Filmen vor allem als eiskalter Killer und Herzensbrecher zu Weltruhm gelangte. Ein Ruhm, zu dem auch sein bewegtes Privatleben beitrug. In jüngster Zeit machte Delon jedoch vor allem durch seinen prononcierten Hang zur Egozentrik von sich reden.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 08.11.2010
Wenn Alain Delon heute, sehr selten, noch Interviews gibt, wirkt er stets, als könnte er jeden Augenblick gewalttätig werden, spricht dann gerne von sich in der dritten Person, sagt unverhohlen, dass er sich selbst über alles schätzt und Sätze wie: "Ich war mein ganzes Leben lang marginalisiert, ich war immer ein Einzelgänger und deswegen hat man mich am Anfang nicht gemocht. Das hat mich aber nicht gehindert, die Karriere zu machen, die ich hingelegt habe."
Oder Sätze wie: Ich sage, was ich denke, und wann ich es will, wenn ich Lust dazu habe; man hat mich nie hindern können, zu sagen was ich will.
Das "perfekte Gesicht"
Der Mann, der Ende der 1950er mit seiner umwerfenden Schönheit, dem perfekten Gesicht, wie manche sagten, als europäischer James Dean auf den Leinwänden erschien, der fast drei Jahrzehnte lang Ganoven, Killer, kalte, unnahbare Typen verkörperte, in "Rocco und seine Brüder" und im "Leopard" mit Visconti arbeitete, in Melvilles "Der eiskalte Engel" zur Ikone wurde, an der Seite von Burt Lancaster, Jean Gabin oder Lino Ventura drehte, und natürlich mit Romy Schneider in "Christine" und "Der Swimmingpool" zu sehen war.
Vielleicht war Delon in seinen Rollen als Gangster, Mörder oder Rächer so überzeugend, weil er in seinem eigenen Leben streckenweise selbst nicht weit entfernt war vom gewaltsamen, halbseidenen Milieu. War als Jugendlicher von allen Schulen geflogen, vier Jahre bei den Fallschirmjägern in Indochina, dort angeblich meistens im Gefängnis, später zwischenzeitlich Boxpromoter, Casinobesitzer und Pferdezüchter. Sein eigener Leibwächter wurde erschlagen aufgefunden, der Mord nie aufgeklärt.
Verfechter der Todesstrafe
Delon, der sich gerne als französischer Patriot gibt, seit zehn Jahren aber Schweizer Staatsbürger ist, Frankreichs Rechtsextremen Le Pen seit 40 Jahren zu seinen Freunden zählt, ihn einst als "einzigen aufrechten Politiker" bezeichnete, ist auch Verfechter der Todesstrafe:
"Ich habe sehr früh gelernt, dass man Unkraut herausreißen muss. Es gibt Dinge, die man nicht entschuldigen kann. Und es gibt Leute, die man wegen bestimmter Taten nicht in dieser Welt belassen kann. Das ist meine Meinung und das geht nur mich was an."
Männliche Diva
1984 hatte Delon in Schlöndorffs Proust-Verfilmung "Eine Liebe von Swann" eine seiner letzten großen Kinorolle - Schlöndorff sagt heute, Delon sei ein Kotzbrocken, bei den Dreharbeiten war kein Dialog mehr möglich, Regieanweisungen mussten der männlichen Diva auf kleinen Zetteln zugetragen werden.
Es folgten ein paar Fernsehfilme, in "Asterix bei den Olympischen Spielen" war Delon vor ein paar Jahren noch als Julius Cäsar zu sehen.
2008 hatte er sich noch bewegen lassen, bei der Zeremonie des französischen Filmpreises Cesar Romy Schneider zu ihrem 70. die Ehre zu erweisen: "Wir haben uns vor 50 Jahren verlobt, wir sind vor 40 Jahren zusammen geschwommen – im Film "Der Swimmingpool" -, wir haben uns geliebt, waren zusammen glücklich und unglücklich", waren damals seine Worte. Der ganze Saal erhob sich zu einer Standing Ovation für Romy und Delon.
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Alain Delon
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Mit Tochter auf der Bühne
Zuletzt zeigte sich der Altmeister depressiv, sagte, nur seine Kinder würden ihn noch ans Leben binden. Mit seiner 19-jährigen Tochter hat er gerade mit den Proben für ein Theaterstück begonnen, in dem sie gemeinsam im Pariser Theater Bouffes Parisiens auftreten werden, und kommendes Jahr, das hat Delon bereits zugesagt, wird er den Vorsitz bei der "Miss France Wahl 2011" übernehmen.
Textbearbeitung: Ruth Halle