Gewaltsame Zwischenfälle und Blockaden
Hürdenlauf für Castor-Transport
Bei den Protesten gegen den Castor-Transport von hochradioaktivem Atommüll im Wendland im deutschen Bundesland Niedersachsen ist es Sonntag früh zu gewalttätigen Zusammenstößen gekommen, als die Polizei gegen Atomkraftgegner vorging. Sie wollten mit dem Unterhöhlen der Gleise die Durchfahrt des Transports zum Atommüll-Zwischenlager Gorleben verhindern.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 07.11.2010
Johannes Marlovits berichtet aus Dannenberg
Schlagstöcke und Pfefferspray
Zu den Ausschreitungen war es gekommen, als westlich von Leitstade (Landkreis Lüchow-Dannenberg) rund 250 Menschen die Steine aus den Gleisbetten entfernten, um den Transport zu behindern. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Pfefferspray gegen die Gruppe ein, die Aktivisten schossen auf die Polizeibeamten mit Signalmunition und Feuerwerkskörpern.
Kritik an Polizei
Der Sprecher der Aktion "Castor Schottern", Christoph Kleine, gab an, dass die Polizei auch mit Tränengas und Wasserwerfern gegen die Aktivisten vorgegangen sei. Der ganze Wald rings um die Bahnstrecke sei "voll mit Tränengas eingenebelt" worden. Die Polizeiaktion sei eine "direkte Wiederholung der Ereignisse von Stuttgart", sagte Kleine mit Blick auf das harte Vorgehen der Polizei Ende September bei den Protesten gegen das Bahnhofsprojekt "Stuttgart 21", bei dem zahlreiche Demonstranten teilweise schwer verletzt worden waren.
Fahrt mit Hindernissen
Eine Blockade mit Traktoren bei Dannenberg ist friedlich zu Ende gegangen. Der Castor-Zug, der vorsorglich von fünf Dieselloks begleitet wird, hatte kurz nach Mitternacht den Bahnhof Fulda passiert. Es kam zu keinen Zwischenfällen durch Blockaden oder Protestaktionen. In Darmstadt hatte es zuvor eine Blockade gegeben. Etwa zehn Atomkraftgegnern gelang es, trotz Polizeiabsperrung auf die Gleise zu kommen. Der Castor-Zug musste kurzzeitig stoppen, die Aktivisten wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen.
Größte Demo bisher
Bei einer Anti-Atom-Demonstration kamen am Samstag in Dannenberg im Bundesland Niedersachsen zehntausende Menschen zusammen - so viele wie nie zuvor. Die Veranstalter sprachen von 50.000 Demonstranten, die Polizei zählte rund 25.000. Am Rande der Kundgebung kam es zu Ausschreitungen. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Pfefferspray gegen rund 150 Demonstranten ein. In Dannenberg soll der Transport auf Lkw umgeladen und die restlichen 20 Kilometer nach Gorleben auf der Straße zurücklegen. Dort ist dann mit weiteren Blockaden rechnen.