Venedig-Gewinner im Kino

Sofia Coppolas "Somewhere"

Ein Filmstar in einer Identitätskrise - dieses Thema hat die US-amerikanische Regisseurin Sofia Coppola schon in ihrem Film "Lost in Translation" aufgegriffen und auch in ihrem neuen Film "Somewhere" knüpft sie daran an. Diesmal geht es um einen Hollywood-Jungstar, der vor einer neuen Herausforderung in seinem Leben steht.

Synchron, 11.11.2010

Sofia Coppola im Interview

Berühmt, beliebt, jede Menge Partys, schnelle Autos und sicherlich kein Frauenmangel: An der Oberfläche glitzert das Leben des Hollywood-Stars Johnny Marco gewaltig, darunter jedoch herrschen gähnende Langeweile, Isolation, Einsamkeit. Luxus und Ruhm erweisen sich als goldener Käfig.

Mittagsjournal, 08.11.2010

Die wirkliche Verantwortung

Sofia Coppola, Tochter von Regisseur Francis Ford Coppola, kennt die Welt des Showbusiness selbst zur Genüge, und genau deshalb wollte sie in ihrem Film "Somewhere" einen realistischeren Blick darauf werfen. Coppola legt ihren Film wie einen Erziehungsroman an, denn Johnny Marco braucht eindeutig Hilfe - gut also, dass das Leben für ihn eine noch andere, Seite parat hat.

Die elfjährige Tochter steht vor der Tür und Johnny damit vor einer Aufgabe, die viel größer ist als jede Rolle, die er auf der Leinwand je verkörpern könnte. Plötzlich heißt es wirklich Verantwortung zu übernehmen und Beziehungsarbeit zu leisten, die man nicht mehr in vorgefertigten Ritualen und mit gelangweilter Routine absolvieren kann. Da ist Johnny ein einfacher Vater, der mit seiner Tochter Eis isst, Tischtennis spielt, Sachen fürs Ferienlager einkaufen geht, am Pool abhängt oder ihr einfach nur beim Eislaufen zusieht.

Berührende Momente

Nicht nur ein Filmstar, sondern eigentlich jeder Mensch kommt an einen Punkt in seinem Leben, an dem er entscheiden müsse, welche Richtung er weiter einschlage, meint Sofia Coppola.

Mit lakonischem Unterton macht sich Coppola auch über die schrillen Auswüchse des Showbusiness lustig, etwa bei bizarren Medienauftritten. Doch die starken, melancholisch-berührende Momente liegen in der Banalität des Alltags zwischen Vater und Tochter. Schließlich hat Johnny seine Lektion gelernt. War am Anfang ein schwarzer Ferrari sein größtes Schmuckstück und sein ganzer Stolz, hat er zwischendurch eine Panne und am Ende geht Johnny zu Fuß. Mit diesem Wagen ist ohnehin kein Weiterkommen mehr.

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Somewhere