Kein Wechsel in rot-grüne Stadtregierung

Van der Bellen: Grüne brauchen keinen Übervater

Seit Freitag ist es offiziell: Wien wird künftig von einer rot-grünen Koalition regiert. Der ehemalige Bundessprecher der Grünen, Alexander Van der Bellen, wird entgegen seines Wahlversprechens nicht in den Wiener Gemeinerat wechseln. Van der Bellens Begründung in der Ö1 Reihe im Journal zu Gast: die Wiener Grünen schaffen es auch ohne ihn.

Mittagsjournal, 13.11.2010

Hofft auf Verständnis

Der ehemalige Bundessprecher der Grünen, Alexander Van der Bellen hat sich auch im Wiener Wahlkampf stark eingebracht, mit Erfolg. Immerhin gelang es ihm, rekordverdächtige 12.000 Vorzugsstimmen zu erreichen. Er hat vor der Wahl versprochen, nach Wien zu wechseln, wenn eine rot-grüne Regierung kommt. Ein Versprechen, das er jetzt aber bricht. Er wird im Nationalrat bleiben und in Wien lediglich die Aufgabe eines Sonderbeauftragten der Stadt für Universitäts- und Wissenschaftsangelegenheiten übernehmen.

Für seinen "doch-nicht-Wechsel" in die Wiener Kommunalpolitik hofft der ehemalige Vorsitzende der Grünen, Alexander van der Bellen auf Verständnis seiner Wählerschaft.

Bedeutung langfristig auch für Bund

Van der Bellen blickt mit Optimismus auf die Zusammenarbeit von Rot/Grün in der Wiener Stadtpolitik. Er unterstreicht vor allem die strategische Bedeutung der rot-grünen Koalition. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und die Wiener Grünen-Chefin Maria Vassilakou hätten damit eine strategische Option eröffnet, deren langfristige Bedeutung auch für den Bund "gar nicht überschätzt werden kann", so Van der Bellen im Ö1 "Journal zu Gast". Häupl habe die Gunst der Stunde erkannt, dafür gebühre ihm Respekt. Viele - auch in der SPÖ - hätten ihm das nicht zugetraut, er schon, so Van der Bellen.

Ebenso wie seine Nachfolgerin als Bundessprecherin, Eva Glawischnig, ist auch Van der Bellen vom Erfolg des Projekts überzeugt. Das werde und dürfe nicht scheitern.

"Schaffen es auch ohne mich"

Dass er nun doch im Nationalrat bleibt, verteidigte Van der Bellen mit Nachdruck. Die Wiener Grünen bräuchten keinen Übervater zum Gelingen des Projekts. Sie würden jetzt ins kalte Wasser springen und müssten schwimmen - "sie schaffen das auch ohne mich", so Van der Bellen wörtlich. Den Vorwurf der Wählertäuschung wies Van der Bellen neuerlich zurück, obwohl er seinen Wechsel nach Wien versprochen hatte für den Fall von Rot-Grün. Er werde nun als Sonderbeauftragter der Stadt für Universitäts-und Wissenschaftsangelegenheiten das Projekt unterstützen und als Lobbyist auch im Nationalrat seine Stimme dafür erheben.

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