Chaos an Flughäfen befürchtet

Widerstand gegen "Nackt-Scanner" wächst

Piloten und Flugbegleiter befürchten ein erhöhtes Gesundheitsrisiko durch die "Ganzkörper-Scanner", Passagiere empfinden die Scanner als Eingriff in die Privatsphäre. Mehrere Gruppierungen rufen dazu auf, zu Beginn der Thanksgiving-Ferien, einem der stärksten Flugreisetage des Jahres, die Scanner zu boykottieren. Sicherheitsexperten befürchten Chaos.

Morgenjournal, 17.11.2010

Scannen oder Abtasten

383 Ganzkörper-Scanner sind bereits an 68 US-Flughäfen im Einsatz, Tendenz steigend. Die Scanner zeigen Körperumrisse, die Anonymität bleibe gewahrt, heißt es von der US Transportsicherheitsagentur TSA. Bilder würden nicht gespeichert. Wer nicht gescannt werden will, der muss sich vom Sicherheitspersonal abtasten lassen.

Piloten fürchten um Gesundheit

Für die US-Pilotenvereinigung wird das zusehends zur Zumutung. John Sullenberger, berühmt durch seine erfolgreiche Notwasserung am Hudson River, spricht aus, was viele seiner Kollegen denken. Piloten seien schon von Berufs wegen einer höheren Strahlenbelastung ausgesetzt, sagt er zusätzliche Belastungen seien daher abzulehnen, außerdem habe man als Pilot ohnehin das ganze Flugzeug unter Kontrolle: " Piloten sind die letzte Verteidigung gegen alle, die Flugzeug für ihre Zwecke missbrauchen wollen. Wir müssen vertrauensvolle Partner der Sicherheitsbemühungen sein, es ist Verschwendung auch Piloten zu screenen." Sullenberger fordert eine Übergangsregelung für Crewmitglieder und empfiehlt seinen Kollegen bis dahin als Alternative das Abtasten durch einen Sicherheitsbeamten.

"Sexuelle Belästigung"

Dafür hat sich auch der Softwareprogrammiere John Tyner am Flughafen von San Diego entschieden, allerdings ist es ihm zu viel geworden. Er hat den Sicherheitscheck mit seinem Handy aufgezeichnet. Ein Sicherheitsbeamter kündigt zunächst eine Unterleibsuntersuchung an: "Ich werde meine Hand an die Innenseite ihres Oberschenkels und langsam auf und abstreichen." - "Wir können das machen, aber wenn sie meine Geschlechtsteile berühren werde ich sie verhaften lassen. Ich verstehe nicht wie sexuelle Belästigung zur Bedingung meines Fluges gemacht werden kann." - "Das ist keine sexuelle Belästigung."

Auslöser für Diskussion

John Tyner ist schließlich nicht an Bord seines Fluges gelassen worden und er muss mit rechtlichen Konsequenzen rechnen weil er den Sicherheitscheck vorzeitig abgebrochen hat. Sein Fall hat einen Nerv getroffen und eine landesweite Diskussion über Sicherheitskontrollen und Scanner entfacht. "Ich werde mich weigern, kein einziges mal werde ich ihnen meinen nackten Körper zeigen."

Boykottaufrufe

Im Internet tauchen immer mehr Gruppierungen auf, die dazu aufrufen sich ausgerechnet zu Beginn der Thanksgiving-Feiertage in knapp zwei Wochen mit Millionen Flugreisenden gegen den Scanner und für das Abtasten zu entscheiden. Derzeit machen das etwa zwei Prozent aller Passagiere, sollte sich diese Zahl nur verdoppeln, würden die Sicherheitskontrollen an den US Flughäfen wegen Überforderung zusammenbrechen, schätzen Experten.
Die meisten Passagiere aber bleiben gelassen. Etwa Dan Lanahan aus Lousiana, der sichtlich mit Übergewicht kämpft: "Wenn irgendjemand diesen Körper erregend findet, dann soll ihn Gott segnen."

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