"André Chénier" auf der Seebühne

Historisches Liebesdrama in Bregenz

Die Bregenzer Festspiele setzen im kommenden Jahr verstärkt auf Zeitgenössisches und weniger Bekanntes. Als Spiel auf dem See wird Umberto Giordanos Revolutionsoper "André Chénier" präsentiert, im Festspielhaus wird mit einer neuen Reihe zeitgenössischer Auftragskompositionen gestartet.

Zum Auftakt gibt es die Aufführung der Oper "Achterbahn" der britischen Komponistin Judith Weir.

Mittagsjournal, 19.11.2010

Giordanos Liebesdrama

Mit einer Open-Air-Inszenierung der Oper "André Chénier" wollen die Bregenzer Festspiele 2011 und 2012 an die Erfolge der Seebühnenproduktionen der vergangenen Jahre anknüpfen. Das historische Liebesdrama des italienischen Komponisten Umberto Giordano (1867-1948) hat am 20. Juli 2011 Premiere. Nach Ansicht von Intendant David Pountney ist das wenig bekannte Werk ideal für die Seebühne.

"Die Oper bietet die perfekte Mischung für diesen Ort, eine packende Handlung und Musik von höchster emotionaler Intensität", sagte Pountney am Freitag in Bregenz. Die Kartenvorbestellungen bewegten sich auf der Höhe früherer Open-Air-Opern. Verdis "Aida" hatte 2009 und 2010 insgesamt 346 000 Zuschauer angezogen.

Motto "Schöpfung"

Die Aufführungen auf der Bühne im Bodensee mit ihren 7.000 Tribünenplätzen stehen stets im Mittelpunkt des Kulturfestivals. Es dauert bis zum 21. August 2011 und umfasst rund 100 Veranstaltungen unter dem Motto "Schöpfung". Dazu gehören weitere Opern, Theater und Orchesterkonzerte.

Die 1896 in Mailand uraufgeführte Oper "André Chénier" erzählt die Geschichte des gleichnamigen Dichters, der in den Wirren der französischen Revolution vom glühenden Anhänger zum erbarmungslos Verfolgten wird und auf der Guillotine endet. Seine Geliebte begleitet ihn in den Tod. Die musikalische Leitung hat Ulf Schirmer, der am Pult der Wiener Symphoniker steht. Die Regie liegt in den Händen von Keith Warner. Mit Spannung wird das Bühnenbild von David Fielding erwartet.

Text: APA, Audio: ORF

Uraufführung von Judith Weir

Mit "Achterbahn" der schottischen Künstlerin Judith Weir starten die Bregenzer Festspiele 2011 den bis 2013 dauernden Reigen der Hausopern, die als Auftragswerke uraufgeführt werden. Das sei ein sehr bedeutsamer Schritt für Bregenz. "Wir lassen Werke entstehen für und mit Bregenz, Bregenz wird so Teil der Schöpfung", erklärte Intendant Pountney. Es sei wichtig, als kulturelle Institution nicht nur auf Bewährtes zurückzugreifen. Viele seien zu Unrecht verschreckt, wenn sie von neuer Musik hörten. Die strenge Ära des Modernismus sei vorbei, neue Musik sei "zugänglich" geworden.

Die Hausoper basiere auf einer italienischen Volkserzählung über eine reiche Frau, die in Armut fällt und zuletzt ihr Glück wiederfindet. Weir habe vor dreieinhalb Wochen den letzten Strich an ihrem Werk getan, berichtete Pountney. Die Erzählung sei sehr zeitnah. Angesicht der Krise hätten viele die Erfahrung des Abstiegs aus dem Wohlstand gemacht. Es gelte, eine neue Sicht auf die Probleme des täglichen Lebens zu erhalten. Weir schreibe eine "sehr zugängliche Art von Musik", die direkt für das Publikum konzipiert sei, warb Pountney.

Schauspielhaus Wien in Bregenz

Neues bietet 2011 auch der Bereich Schauspiel. Erstmals gastiert das Schauspielhaus Wien in Bregenz. Mit "Waisen" von Dennis Kelly bringt das Theater eine österreichische Erstaufführung ins Theater am Kornmarkt mit. Das Deutsche Theater Berlin wird "Kinder der Sonne" von Maxim Gorki (Premiere 12. August) und "Peggy Pickit sieht das Gesicht Gottes" von Roland Schimmelpfennig (Premiere 17. August) zeigen.

Am Programm für die zeitgenössische Schiene "Kunst aus der Zeit" (KAZ) wird laut Leiterin Laura Berman noch gearbeitet, einige Höhepunkte verriet sie aber bereits. Als KAZ-Auftragswerk entstand etwa eine neue Fassung von "Home Work", einem elektronischen Musiktheaterwerk von Francois Sarhan. Für alle Jammerer wird im Rahmen von KAZ ein "Complaints Choir" (Beschwerdechor) zu hören sein, an dem sich die Besucher aktiv beteiligen können. Als Österreichische Erstaufführung wird das Tanzstück "As if Stranger" von Richard Siegal und The Bakery zu sehen sein.

Orchesterkonzerte

Auch die Orchesterkonzerte der Festspiele widmen sich 2011 dem Schöpferischen. Die Wiener Symphoniker, das Symphonieorchester Vorarlberg und das Hallé Orchestra feiern in ihren Auftritten schöpferische Persönlichkeiten wie Lord Byron, Shakespeare, Michelangelo und Goethe. Am 7. August kuratiert der Komponist Detlev Glanert ein Konzert der Wiener Symphoniker. Zu hören ist dabei Glanerts "Insomnium", eine Vorarbeit zur Oper "Solaris", die er für die Bregenzer Festspiele als Hausoper 2012 schreibt.

Gusto auf die Bregenzer Festspiele macht im Vorfeld wie bereits im vergangenen Jahr eine Filmwoche in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Hohenems und dem Metro-Kino Bregenz. Die Filmwoche von 11. bis 15. Mai 2011 steht ganz im Zeichen der Revolution.

Text: APA/Red., Audio: ORF