"Das verlorene Ich"

8. April 2017, 21:58

Die meisten Menschen werden im Laufe seines Lebens verletzt, gekränkt oder auch gedemütigt. Bei vielen führt dies später zu einer Krise und sie verlieren plötzlich ihren Halt. Die klinische Psychologin und Psychotherapeutin Charlotte Maria Mitsch sagt, die Ursache liegt im verlorenen Ich.

"Ich-verlieren beginnt dort, wo ich das Gefühl habe es steht eine schwierige Entscheidung an, ich weiß nicht wie ich weiter machen soll, ich fühle mich nicht wohl in meiner Haut, ich weiß einfach nicht wie es weitergehen soll", sagt Charlotte Maria Mitsch.

Grundbedürfnisse werden nicht erfüllt

Eine Hauptursache von Depressionen sei, dass bestimmte Grundbedürfnisse wie das Bedürfnis nach Nähe oder nach Autonomie nicht erfüllt werden. Viele Betroffene haben zu lange gegen den eigenen Willen gelebt.

"Viele Menschen kommen in die Praxis und sagen: Ich weiß nicht, ich habe eigentlich alles, es läuft eigentlich ganz gut, aber irgendwo, ich weiß nicht mehr weiter, ich kann nicht mehr schlafen. Ich habe keine Lust zu arbeiten, die Partnerschaft läuft auch nicht so, wie sie sonst immer gut gelaufen ist, obwohl eigentlich kein Grund besteht. Das ist oft das Hauptproblem, dass der eigentliche Durchblick fehlt", sagt Mitsch.

Man kann sein Ich wiederfinden, sagt Charlotte Mitsch, weil der Mensch lernfähig ist: "In der Psychotherapie sprechen wir auch sehr häufig vom Umlernen. Dazu gehört natürlich, dass ich erkenne was bei mir los ist, wo bei mir die Fallen liegen, im Alltag und dann diesen Weg im Rahmen einer Psychotherapie zu beschreiten. Das ist natürlich nicht einfach, aber es lohnt sich auf jeden Fall. Denn der Mensch ist prinzipiell zäh und er hat Bewältigungs-Mechanismen in sich, die manchmal vielleicht blockiert sind, denen man aber auf die Sprünge helfen kann."

Bei Anzeichen von Depressionen sollte man zu einem Arzt gehen. Der Weg heraus kann wieder zu Lebensenergie und Stärke zurückhelfen.