Vorwürfe wegen Insiderhandels
Ruttenstorfer sieht keinen Grund zum Gehen
Jedes Jahr lädt die OMV zu einem internationalen Medientreffen in London ein. Das Treffen wurde dieses Mal von den Vorwürfen gegenüber OMV Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer überschattet. Die Staatsanwaltschaft Wien beschuldigt ihn des Insider Handels im Zusammenhang mit dem Kauf von OMV Aktien. Er will direktor bleiben und seine Position erklären.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 20.11.2010
Eine Milliarde Euro für Petrol Ofisi
Die OMV rollt mit der anvisierten vollständigen Übernahme des türkischen Tankstellenbetreibers Petrol Ofisi den türkischen Mineralölmarkt auf. Die Übernahme kostet rund 1 Milliarde Euro, zusätzlich bringt das Unternehmen aber rund 1 Mrd. Euro an Schulden mit. "Die Türkei soll langfristig die gleiche Bedeutung für die OMV bekommen wie Rumänien", sagte Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer am Freitag Nachmittag auf dem "OMV Media Summit" in London. Die Finanzierung, ob Kapitalerhöhung oder Wandelanleihe, sei noch offen. Bei einer Kapitalerhöhung habe man gern, dass jeder Aktionär mitziehe, auch die Republik, so der OMV-Chef. Das Closing des Petrol-Ofisi-Deals werde Anfang des Jahres 2011 stattfinden.
Türkei als Brücke zum Nahen Osten
Die OMV werde "vergleichbare Summen" wie in Südosteuropa in die Türkei und den Nordirak investieren, so Ruttenstorfer. Die Türkei soll sich zu einer Brücke zum Nordirak und zur Kaspischen Region entwickeln. "Türkei und die Region haben Priorität", so der OMV-Chef. Derzeit werde eine Minderheitsbeteiligung bei der geplanten Ceyhan-Raffinerie im Süden der Türkei diskutiert, so der OMV-Chef. Diese sei aber nicht ein "Muss", sondern hänge davon ab, wie erfolgreich man bei den Bohrungen im Nordirak sei und ob sich andere Vorteile aus der Beteiligung ergeben würden.
Vorwürfe: "Werde meine Position erklären"
Der vor wenigen Tagen von der Staatsanwaltschaft Wien wegen Insiderverdachts angeklagte Ruttenstorfer sagte, dass er "nie an Rücktritt gedacht" habe. Er werde seine Position erklären. Ruttenstorfer kaufte im März 2008 kurz vor dem Verkauf des OMV-Anteils an der ungarischen MOL Aktien der OMV im Wert von knapp 632.000 Euro. Die Finanzmarktaufsicht hegt den Verdacht, dass der OMV-Chef sich dabei des Insiderhandels schuldig gemacht hat. Ruttenstorfer bestreitet, zum Zeitpunkt seines privaten Aktiendeals bereits von dem Verkauf der MOL-Beteiligung gewusst zu haben. (Text: Red., APA)