Elternvertreter gegen Verländerung
Runder Tisch Schule
Mehr Autonomie für die einzelnen Schulen und eine schlankere Verwaltung: Das fordern zwei große österreichische Elternverbände und laden zum "Runden Tisch Schule". Die Elternverbände suchen Mitstreiter im Einsatz für eine zukunftsfähige Schule und tun sich mit Bildungsexperten aus Wirtschaft und Bildungsforschung zusammen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 22.11.2010
Inhalte statt Parteipolitik
Die parteipolitische Auseinandersetzung sei derzeit im Vordergrund, bedauern die Obmänner vom "Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen" und vom "Hauptverband Katholischer Elternvereine". Dabei gebe es genug Inhalte, über die zu diskutieren sei - wie Theodor Saverschel vom Elternvereins-Verband der mittleren und höheren Schulen aufzählt: "Die Kompetenz für das Bildungswesen muss klar geregelt sein, um ein einheitliches Bildungssystem für das ganze Land zu garantieren. Und es braucht die Definition strategischer Bildungsziele. Wir wollen eine schlanke Schulverwaltung und wir wollen die Stärkung der Schulautonomie."
"Gefährliche" Kompetenzverteilungen
Stichwort Schulautonomie: die unterstützt beispielsweise der Wirtschafts- und Bildungsforscher Lorenz Lassnigg vom Institut für Höhere Studien und spricht sich infolge dessen gegen eine Verländerung im Schulsystem aus: "Es gibt kein einziges ernsthaftes Argument, dass sachlich für die Verländerung sprechen würde."
Die Aufteilung der Kompetenzen in Bund und Länder mit der Folge, dass es große Unterschiede zwischen den Bundesländern gebe, bezeichnet Werner Specht vom "Bundesinstituts für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung" (bifie) als "gefährlich" und nennt als Beispiel den sonderpädagogischen Förderbedarf: "Wir haben Bundesländer, wie Vorarlberg und Niederösterreich, wo etwa 30 Prozent der Kinder integriert sind. Und wir haben Länder wie Oberösterreich und die Steiermark wo 90 Prozent der Kinder mit sonderpädagogischen Bedarf integriert sind."
Weniger Bezirksschulräte
Während sich die Bildungsforscher deutlich gegen die Verländerung aussprechen, sind die Vertreter von Wirtschaftskammer und Industrieellenvereinigung vorsichtiger: Michael Landertshammer von der Wirtschaftskammer meint, die Frage komme zum falschen Zeitpunkt, man müsse (sinngemäß) zuerst über Inhalte dann über Strukturen sprechen. Gerhard Riemer, Bildungsexperte der Industriellenvereinigung, befürwortet einzelne Punkte der Regierungsposition, wonach etwa Bezirksschulräte eingespart werden sollen.
Runder Tisch im Jänner
Kurz um: genug Stoff für Diskussionen. Und so laden "Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen" und "Hauptverband Katholischer Elternvereine" zu einem "Runden Tisch Schule" - den sie übrigens nicht als Konkurrenz zum geplanten Bildungsvolksbegehren von Hannes Androsch sehen.
Wunschtermin für den Runden Tisch ist die zweite Jännerhälfte. Eingeladen sei über Parteigrenzen hinweg - und auch wenn bei der heutigen Pressekonferenz nicht vertreten z.B. Arbeiterkammer, Gewerkschaft sowie BildungsprecherInnen der Parteien.
"Was Erwin Pröll plant ist ein Wahnsinn und ein Eklat gegen die Zukunft unserer Kinder."
Kärntens Bildungssprecher Uwe Scheuch (FPK) im Gespräch mit Wolfgang Werth.
Scheuch: Verländerung, nein Danke
"Alle Lehrer sollen Landeslehrer werden?" - Die Gegner dieses Projektes von Josef Pröll und weiteren vier ÖVP-Landeshauptleuten werden immer mehr. Neben den Lehrern der berufsbildenden Höheren Schulen, die eher ÖVP-dominiert sind, und dem obersten Beamtengewerkschafter Fritz Neugebauer, ÖVP-Abgeordneter, meldet sich nun auch Kärntens Bildungsreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Uwe Scheuch, von der Freiheitlichen Partei Kärntens, zu Wort. Eine weitere Verländerung der Bildung? Nein Danke, so Scheuch.