Essl Museum zeigt indische Gegenwartskunst

Indien erwacht

Das Essl Museum in Klosterneuburg eröffnet am 25. November 2010 eine interessante Ausstellung mit neuer indischer Kunst, die an Hand von 34 Einzelpositionen von Malerei und Skulptur bis hin zu Installation und Performance-Kunst die Bandbreite aktuellen indischen Kunstschaffens zeigt.

Kultur aktuell, 25.11.2010

Bunte Vielfalt

Dass Indien erwacht ist und dass die Erleuchtung - zumindest was die Gegenwartskunst betrifft - nicht nur unter dem Banyan-Baum geschehen kann, sondern auch durch Internet und einer Offenheit der internationalen Kunstsprache gegenüber, zeigt sie in eindrucksvoller Vielfalt und Buntheit. Denn wenn vor ein, zwei Jahrzehnten selten ein Künstler oder eine Künstlerin ins Ausland kam und wenig Information über den aktuellen Kunstdiskurs hatte, so ist das dank der internationalen Vernetzungsmöglichkeit heute völlig anders, sagt die engagierte Kuratorin der Schau aus New Delhi, Alka Pande. Immer mehr werde sich Indien seiner eigenen Identität bewusst, ohne wie China die Verbindung zur eigenen großen Kunsttradition zu verlieren.

Aber hatte man vor zehn, fünfzehn Jahren, wenn man in Indien zeitgenössische Kunstformen suchte, allzu sehr folkloristische oder oft kitschige Ausdrucksforme vor sich, so scheint inzwischen ein echter Paradigmenwechsel in der Kunst geschehen zu sein.

Einflüsse aus Europa

Die 32-jährige Künstlerin Vivha Galhotra stellt etwa in einer Installation die Frage der asiatischen Megacitys, die auch die Menschen in ihren fotografischen Installationen überwuchern.

Shreyas Karle, 29 Jahre alt und aus Bombay, hat in der High-Tech- und Gartenstadt Bangalore einen lokalen teuflischen Hausgott ausfindig gemacht und hat sich als Hobbyanthropologe in seiner Arbeit mit ihm auseinandergesetzt.

In der Ausstellung im Essl Museum sieht man auch, wie intensiv sich die neue indische Kunst mit westlichen und europäischen Kunsttraditionen auseinandergesetzt hat. Einflüsse von Andrea Mantegna bis hin zu Yves Tinguely sind da - wenn man will - ausfindig zu machen.

Neuer Dialog mit der Tradition

Manish Chaudhari, der mit seiner Frau Zuleikha auch die Eröffnungsperformance gestaltet, meint, dass starke westliche Einflüsse, etwa Fastfood-Filialen, den indischen Alltag prägen, aber dass junge Künstler und Künstlerinnen heute wieder mehr und mehr einen neuen, frischen Dialog mit der Tradition aufnehmen.

Indien ist ein Land voll von Widersprüchen und Problemen, in der es die verschiedensten Formen von Identität gibt, wie man in Klosterneuburg sehen kann. Dort kann man - abseits von Reiseführern - viel über diesen so komplexen Subkontinent erfahren, wenn man sich mit seiner aktuellen Kunst auseinandersetzt, die den Anschluss an die internationale Kunstszene nun offenbar geschafft hat.

Service

"India Awakens. Under the Banyan Tree", 26. November 2010 bis 27. Februar 2011, Essl Museum,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (EUR 2,-)

Essl Museum - India Awakens