Neues Buch

Ungewöhnlicher Blick auf den "Anschluss" 1938

Es ist schon viel geforscht und publiziert worden über den "Anschluss" Österreichs an Nazideutschland 1938. Die Akademie der Wissenschaften bietet aber nun einen neuen Blick auf die Geschehnisse im März und April 1938.

"Dieses Buch, in seinen acht Beiträgen, gibt Ausschnitte aus Lebensbereichen, die in der klassischen historischen Forschung des 'Anschlusses' gar nicht berücksichtigt werden", sagt Herausgeber Werner Welzig.

Die Autorinnen und Autoren im Buch sind Kulturwissenschaftler, Musikforscher, Ausstellungsmacher, die sich mit besonderen Aspekten des "Anschlusses" auseinandersetzen.

Mit der Funktion der Musik ebenso wie mit Fotos - insbesondere solchen der Polizei - oder mit den Anschluss-Pogromen, etwa den Demütigungen bei den sogenannten "Reibpartien", also dem erzwungenen Gehsteige-Waschen durch jüdische Mitbürger in Wien.

Mit frappierender Schnelligkeit

Eine Erkenntnis drängt sich laut Welzig aus den Beiträgen besonders auf: "Für mich selbst, war es vor allem frappierend zu sehen, mit welcher Schnelligkeit sich alles ereignet hat. Die Tagespost, einen ihnen bekannte Zeitung, inseriert bereits am 13. März, groß ein Flugblatt, das als Ergänzung in das Lesebuch der Volks- und Hauptschulen gelegt werden kann, weil es das Horst-Wessel-Lied enthält."

Umfangreiche Planung von oben aber auch eine entsprechende Bereitschaft in der Bevölkerung habe zu diesem schnellen Durchdringen aller Lebensbereiche mit nazistischem Gedankengut beigetragen, sagt Welzig.

Er hofft, dass auch heute noch aus derartigen Erkenntnissen Lehren gezogen werden: "Es soll alle ansprechen, die sich prüfen müssen, wie es in ihrem eigenen Lebensbereich in diesen Monaten ausgesehen hat."

Service

Werner Welzig (Hrsg.), "Anschluss; März/April 1938 in Österreich", Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Österreichische Akademie der Wissenschaften