Opernübertragungen im Dezember

"Don Giovanni" und die "Lustigen Weiber"

"Emma di Resburgo", "Don Giovanni", "Il Postino" und "Die lustigen Weiber von Windsor" sind im Dezember in Österreich 1 in voller Länge zu hören. Den Anfang macht Giacomo Meyerbeers frühe italienische Oper "Emma di Resburgo" in einer Übertragung aus dem Wiener Konzerthaus.

Das umfang- und abwechslungsreiche Angebot für Opernfreunde in Wien - es spiegelt sich im Dezember in den Gesamtopernterminen von Ö1 wider: Aus dem Wiener Konzerthaus bringen wir mit "Emma di Resburgo" die Aufzeichnung einer kaum je gespielten Opernrarität von Giacomo Meyerbeer, aus der Volksoper Wien mit "Die lustigen Weiber von Windsor" von Otto Nicolai ein Meisterwerk des Genres Spieloper, aus der Wiener Staatsoper die Premiere von Wolfgang Amadeus Mozarts Klassiker "Don Giovanni" und aus dem Theater an der Wien eine neue Oper aus der Feder von Daniel Catán, die erst im September in Los Angeles zur Uraufführung gekommen ist und jetzt erstmals in Europa gezeigt wird.

Diese Oper in drei Akten, "Il Postino", basierend auf einer semi-biografischen Novelle von Antonio Skármeta und auf dem gleichnamigen Film von Michael Radford, schildert in einer fiktiven Episode aus Pablo Nerudas Leben die Macht der Poesie. "Ich gehe umher, und die Dinge, sie bitten mich, dass ich singe", so hat es der chilenische Dichter Pablo Neruda (1904-1973) selbst einmal formuliert - und genau aus dieser Liebe zu den kleinen Dingen, zur Natur, zu den einfachen Menschen ergab sich auch konsequent seine klare politische Haltung, die ihn als Kommunisten zu jahrelangem Exil zwang - und ihn zum chilenischen Volkshelden machte. Daniel Catáns für Plácido Domingo geschriebene und vom Tenorstar nach den Aufführungen in Los Angeles auch in Wien interpretierte Oper ist eine Hommage an Pablo Neruda, den Dichter des Volkes und der Liebenden.

Große Tableau-Wirkungen

Mit "Il Postino" kann man eine ganz neue Oper kennenlernen, mit "Emma di Resburgo" eine selten gespielte Rarität wiederentdecken. Den Namen von Giacomo Meyerbeer verbindet man gemeinhin mit der Grand Opéra, pompösen, effektreichen, musikalisch ungemein schwierigen Opern mit großen Tableau-Wirkungen, komponiert für Paris - Werke, die Richard Wagner in Verachtung ihres Spektakelcharakters als "Ursache ohne Wirkung" bezeichnete.

Schon vor seiner ruhmreichen Zeit in Frankreich hatte aber der aus Berlin stammende Meyerbeer in Italien eine Reihe von Bühnenwerken zur Uraufführung gebracht, unter anderem 1819 eine "Semiramide" oder 1824 "Il crociato in Egitto".

Emma di Resburgo

Zu diesen frühen italienischen Opern zählt auch die 1819 in Venedig uraufgeführte "Emma di Resburgo", ein Werk, das sich kurz nach der Premiere rasch als Publikumserfolg entpuppte und dem Komponisten in Italien höchste Reputation verschuf.

Es zeigt Meyerbeer noch auf dem Weg zu seinen späteren großen Spektakel-Opern und ist noch mehr dem in Italien damals vorherrschenden Stil à la Rossini verpflichtet. Eine andere Facette von Giacomo Meyerbeer als die gemeinhin bei Opernfreunden bekannte kann also mit der konzertanten Aufführung im Wiener Konzerthaus mit dem Ensemble moderntimes_1800 unter Andreas Stoehr entdeckt werden.

Staatsoper erneuert Mozart-Repertoire

An der Wiener Staatsoper beginnt man dagegen mit der Erneuerung des Mozart-Repertoires, mit einem neuen Mozart-da Ponte-Zyklus, der nach der jetzigen "Don Giovanni"-Neuproduktion in der Regie von Jean-Louis Martinoty im kommenden Februar seine Fortsetzung mit einer Neuinszenierung von "Le Nozze di Figaro" finden wird - beide Produktionen mit Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst am Dirigentenpult, der damit erstmals in Wien zwei Mozart-Opern neu einstudieren und gleichzeitig eine der an der Staatsoper meistgespielten Opern neu zur Diskussion stellen wird.

Mit dem in Prag uraufgeführten "Don Giovanni" wurde das Haus am Ring eröffnet, und selbstverständlich gehörte diese Oper auch zum Opernfest anno 1955, mit dem die nach den Kriegszerstörungen wiedererstandene Staatsoper ihre Tore öffnete. Inklusive dieser Produktion wurde Mozarts Werk um den legendären Frauenhelden insgesamt sieben Mal seit dem Zweiten Weltkrieg von der Staatsoper neu inszeniert, davon auch zwei Mal im Theater an der Wien.

"Lustige Weiber" in der Volksoper

Eine Woche nach der Staatsopern-Premiere des "Don Giovanni" geht in der Volksoper eine Neuproduktion von Otto Nicolais "Die lustigen Weiber von Windsor", ein Werk um Sir John Falstaff, über die Bühne - eine Einstudierung, mit der an den 200. Geburtstag des Komponisten erinnert werden soll. Nicolai ist schließlich nicht nur als Komponist dieses Meisterwerkes in die Musikgeschichte eingegangen, sondern auch dank seiner Verdienste um das Wiener Musikleben: Auf ihn geht die Tradition der philharmonischen Konzerte zurück.