Silvesterpremiere im Burgtheater

Schillers "Der Parasit"

Am Silvesterabend geht man gerne ins Theater. Selten erlebt man dort eine Premiere. Im Wiener Burgtheater schafft man dieses Kunststück. Morgen Abend hat dort "Der Parasit" Premiere - ein Stück von Friedrich Schiller nach einer französischen Komödie. Regie führt Burg-Direktor Matthias Hartmann.

Mittagsjournal, 30.12.2010

"Ich liebe das, wenn ein Theater zu Silvester feiert", so Hartmann. "Eine Silvester-Premiere ist immer etwas Besonderes." Und auch das Premierenpublikum des Burgtheaters wird sich wohl über die Novität freuen. Ganz so neu ist "Der Parasit" für Matthias Hartmann allerdings auch wieder nicht, hat er das gänzlich unbekannte Stück von Schiller doch schon in seinen früheren Wirkungsstätten als Direktor in Bochum und Zürich schon gezeigt.

"Es ist eine komplette Neuinszenierung, mit Ausnahme der Tatsache, dass Michael Maertens diese Rolle schon einmal gespielt hat. Er kann sich aber auf nichts verlassen, außer, dass er den Text schneller lernt, weil die Besetzung ansonsten neu ist und es gibt ein neues Bühnenbild. Wir haben einige Wochen daran gesessen. Es ist eine Slapstick-Komödie, das heißt es ist sehr schwer, ein sehr genaues und pointiertes Verabredungstheater zu finden. Und wir haben mit Udo Samel, Kirsten Dene, Johann Adam Oest eine wirklich hervorragende Besetzung", schwärmt der Regisseur.

Intrigant und Speichellecker

Warum interessiert Hartmann die von Michael Maertens verkörperte Figur des Parasiten, des Intriganten und Speichelleckers so besonders? "Es ist eine zeitlose Figur, die allerdings vor dem Hintergrund unserer wirtschaftlichen Entwicklung sicherlich besonders interessant ist. Es ist jemand, der in einer Weise korrupt ist und sich in einer Weise Zugang verschafft zu den Ohren der Mächtigen, die in diesem Fall ausnahmsweise mal nicht die Bösen sind, wie es virtuoser und schöner nicht sein kann."

Auf der von Johannes Schütz gestalteten Bühne, einem riesigen aufklappbaren weißer Paravent mit größeren und kleineren Türen, werden die einzelnen Figuren des Stücks in ihrer Plastizität und Komik besonders betont.

"Es ist gut so etwas gelegentlich zu machen, weil diese pointierte Art Theater zu spielen schärft die Instinkte der Schauspieler. Es ist wichtig, dass sie sich gelegentlich in diesen Präzisionsgefügen bewegen. Außerdem tut es dem Haus gut, nach gelegentlich schwerer Kost mal wieder etwas fliegendes, leichtendes, erheiterndes, erhellendes zu machen", so Hartmann.

Intendant erzählt Witz

Zusätzlich wird sich der Intendant des Burgtheaters heute auch selbst auf die Bühne begeben und einen Silvesterwitz erzählen: "Ich habe vor elf Jahren damit begonnen, dem Publikum einen Witz zu erzählen. Als ich letztes Jahr, als wir 'Immanuel Kant' von Thomas Bernhard hier spielten, einen Witz von einem Papageien erzählte, kam mir im ersten Moment eine sehr frostige Atmosphäre entgegen. Man schien es in dieser Stadt nicht gewohnt zu sein, dass der Direktor des Burgtheaters sich am Abend auf die Bühne stellt und einen Witz erzählt. Als die Pointe dann kam, haben sich alle so gefreut und ich hoffe, dass wir dieses, spätestens nächstes Jahr, eine Tradition davon hier haben."

Man darf also gespannt sein auf diesen "Parasiten".

Textfassung: Rainer Elstner

Service

Burgtheater