Länderschwerpunkt im Porgy & Bess

Miroslav Vitous in Wien

Unter dem Titel "Step Across the Border" veranstaltet das Porgy & Bess schon seit mittlerweile zwölf Jahren Länderschwerpunkte. Seit 8. Jänner 2011 widmet sich der Wiener Jazzclub der tschechischen und slowakischen Szene.

Kultur aktuell, 10.01.2011

Mit dem Länderschwerpunkt Tschechien und Slowakei wirft das Porgy & Bess dieser Tag einen Blick in eine umtriebige Szene, der es aber aufgrund fehlender Auftrittsmöglichkeiten nicht wirklich gut geht. Zugleich ist der Blick über die Grenze aber auch ein durchaus Vertrauter, so Christoph Huber, künstlerischer Leiter des Porgy. Denn seit der politischen Wende 1989 herrsche ein reger Austausch zwischen den Ländern.

Gründungsmitglied von Weather Report

Eröffnet wurde "Step across the border" am Samstagabend von Miroslav Vitous, den man auch als internationalen Beitrag zu diesem Länderschwerpunkt betrachten könnte, denn der in Prag geborene Starbassist ist bereits 1966 in die USA ausgewandert, wo er gemeinsam mit Joe Zawinul und Wayne Shorter die wegweisende Jazz-und-Fusion-Formation Weather Report gegründet hat. Seither ist der Bassist aus dem internationalen Geschäft nicht mehr wegzudenken.

Seine internationale Karriere begann dabei in Wien, denn erst der Gewinn des Friedrich-Gulda-Wettbewerbs und ein damit verbundenes Stipendium ermöglichten ihm den Schritt ins Ausland. Es sei für ihn das Ticket in ein neues Leben gewesen, so Vitous.

Bass und Workstation

Bei seinem Konzert am Samstag, gemeinsam mit dem italienischen Saxophonisten Robert Bonisolo, war neben dem Bass Vitous' wichtigstes Instrument seine digitale Workstation. Unter dem Titel "Symphonic Sounds" unterlegte der Musiker dabei immer wieder die großteils frei improvisierten Jazzphrasen mit digitalen Orchestersamples.

Die digitale Klangbibliothek "Miroslav Philharmonik" stammt dabei von Vitous selbst. Er brauche diesen erweiterten Spielraum für seine Musik, die der experimentierfreudige Musiker selbst weniger als Jazz, sondern vielmehr als Mischung aus Klassik und Improvisation empfindet.

Neuer Raum für musikalische Randerscheinungen

Ende Dezember feierte das 1993 gegründete Porgy seinen 10. Geburtstag an seiner aktuellen Spielstätte in der Wiener Riemergasse. Mit konstanten Besucherzahlen zwischen 70- und 80.000 pro Jahr, gehe es dem Porgy & Bess heute gut, so Huber, und das, obwohl man sich mit Jazz beschäftige. Und voraussichtlich ab Herbst dieses Jahres darf man sich auf einen zusätzlichen kleinen Konzertraum freuen, in dem sich der Club musikalischen Randerscheinungen widmen will.

Am Sonntag, 9. Jänner 2011, gastierte im Rahmen einer Matinee das erst zwölfjährige Wunderkind David Houdek im Porgy & Bess, und Montagabend wird "Step Across the Border" mit dem Duo Jiri Stivin und Ali Haurand fortgesetzt. Der Länderschwerpunkt läuft noch bis 13. Jänner 2011.

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