Belvedere muss Ausstellungen absagen
Zeitgenössisches im 20er Haus
Im renovierten 20er Haus nahe dem ehemaligen Südbahnhofareal hat Belvedere-Direktorin Agnes Husslein kommende Projekte vorgestellt. Ab 20. September 2011 wird im 20er Haus zeitgenössische österreichische Kunst zu sehen sein. Dafür ist wegen Budgetengpässen eine Streichung von Ausstellungen notwendig.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 12.01.2011
Sabine Oppolzer im Gespräch mit Belvedere-Direktorin Agnes Husslein
Architektur in alter Pracht
Es zeigte sich wieder in alter Pracht: das 20er Haus, eine elegante Konstruktion aus Stahl und Glas, sonnendurchflutet inmitten eines großen Parks liegend. Jetzt kommt die architektonische Qualität dieses Gebäudes, das der Architekt Karl Schwanzer 1958 als Österreichpavillon für die Weltausstellung in Brüssel entwarf, wieder voll zur Geltung.
Federführend bei diesem Umbau war der Architekt Adolf Krischanitz. Sogar die Einrichtung wird, dank der Funde umfangreicher Fotodokumentationen in Brüssel, im Originalzustand erfolgen. Bis zum 20. September erfolgt noch der Einbau der Haustechnik und dann kann es losgehen, wie Belvedere-Direktorin Agnes Husslein sagt: "Die Eröffnungs-Ausstellung wird dem Haus gewidmet sein - wir werden dem Publikum das leere Haus mit all seinen unglaublichen Details, so wie es ist, vorführen."
Ausstellungen gestrichen
Da das Ministerium zwar einen Zuschuss von 13 Millionen Euro zu den fast 17 Millionen Euro Baukosten zugesagt hat, das Belvedere aber die Eröffnung ohne Sondermittel bestreiten soll, wurden 2011 fünf geplante Ausstellungen - wie etwa Candida Höfer in der Orangerie - gestrichen.
Auch sonst hat man überall den Sparstift angesetzt, um 2011 über die Runden zu kommen. Für 2012 ist dann wieder eine Erhöhung der Basissubvention für den Betrieb des 20er Hauses zugesagt: "Wir müssen uns auch den Personalplan anschauen und wir haben natürlich an vielen anderen Stellen gekürzt."
Mittagsjournal, 12.01.2011
Niedrige Basisabgeltung
Im Belvedere wird offensichtlich besser gewirtschaftet als in anderen Museen. Obwohl die Basisabgeltung mit 6,9 Millionen Euro jährlich die niedrigste im Vergleich zu anderen Häusern ist, ist der Output beeindruckend.
"Unser Umsatz ist wieder gestiegen und unser Eigendeckungsgrad beträgt immerhin 56,7 Prozent", betont Husslein. "Man sieht, dass das in uns investierte Geld, die Basisabgeltung von 6,9 Millionen, ein gut investiertes Geld ist, weil es mehr als verdoppelt wird."
Großer Besucheransturm
Agnes Husslein hat nicht nur seit letztem Herbst für 3,2 Millionen Euro die Sala Terrena und die Prunkstiege renoviert, sowie die Klimatisierung der Ausstellungsräume vorgenommen, sie verbucht auch stolz 1.200 Neuzugänge in ihrer Sammlung. Außerdem verzeichnet sie mit 812.000 Besuchern den größten Besucheransturm ihrer Amtszeit - sicher auch zurückzuführen auf den freien Eintritt bis zum 19. Lebensjahr.
So soll es auch im kommenden Jahr weitergehen, mit Highlights wie einer Porträtausstellung Egon Schiele, einer Makart-Ausstellung und einer Josef-Danhauser-Schau im Unteren Belvedere.