Art's Birthday on air, on line, on site

Der Geburtstag der Kunst

Wir schreiben das Jahr 2011 und freuen uns, dass es die Kunst noch immer gibt. Der älteste Mensch der Welt ist derzeit 114 Jahre alt - die Kunst hat es immerhin bereits auf 1,000.048 Jahre gebracht. So alt wird sie am 17. Jänner 2011.

Sie mag zwar zeitweise an altersbedingten Schwächeerscheinungen leiden, es fällt ihr nicht immer leicht, sich Gehör zu verschaffen, und manchmal wird ihr die Zurechnungsfähigkeit abgesprochen; doch ihre Aussagekraft hat sie nicht eingebüßt. Daran halten wir fest.

Der erste Künstler

Am 17. Jänner 1963 wurde die Kunst eine Million Jahre alt, wie der französische Fluxus-Künstler Robert Filliou festlegte. Das Moment, aus dem die Kunst hervorging, ist dabei weit weniger spektakulär, als man sich zum Beispiel den Urknall vorstellt: Geboren wurde die Kunst, als jemand einen trockenen Schwamm in einen Kübel mit Wasser fallen ließ. Wer dieser Mensch war, ist nicht wichtig, meint Filliou. Er ist tot, doch die Kunst lebt.

Die Kunst lebt, und um sie am Leben zu erhalten, wird weltweit am 17. Jänner gefeiert. Der Art's Birthday ist ein dezentralisiertes Festival, dem sich jede/r anschließen und an dem jede/r teilhaben kann. Gefeiert wird im Verbund über verschiedene Vernetzungstechniken wie Radio, Telefon und Internet-Streams, so dass aus den unzähligen kleinen und großen Partys eine "Fete Permanente" wird - wie von Filliou vorgeschlagen.

Geschenke für die Kunst

Künstler/innen und Kulturvereine, Radios und Museen organisieren für diesen Tag verschiedene Veranstaltungen und produzieren live Geschenke für die Kunst in Form von Konzerten, Performances, Radiosendungen. Alles ist erlaubt, dem kreativen Exzess kein Einhalt geboten.

Kunstgeschenke, die über das artsbirthday.net-Netzwerk verteilt werden, können weiterverwendet, abgespielt oder zu neuem Material verarbeitet werden. Und so lebt die Kunst immer weiter, sie pflanzt sich fort, und vielleicht ist sie deshalb schon so alt.

Projekt "Viral Radio"

Den Gedanken der Anstiftung und Ansteckung greift das Ö1 Kunstradio in seiner diesjährigen Geburtstagsfeier auf und bringt diesen auch zu den Partys der Ars-Acustica-Gruppe der Europäischen Rundfunk Union (EBU) mit.

Im Projekt "Viral Radio", konzipiert von der Performerin und Choreographin Brigitte Wilfing und dem Komponisten und Turn­tablisten Jorge Sánchez-Chiong, fließen aktuelle Internet-Kommunikationsstrategien in ein Performance-Lectureperformance-Konzert-Programm mit Installation ein.

Aus dem Web 2.0 und der Möglichkeit, Online-Inhalte kollaborativ zu gestalten, bildeten sich soziale Netzwerke, die laut Wilfing und Sánchez-Chiong Nährboden der viralen Verbreitung von Sounds, Bildern oder Botschaften sind:

"Die Fragen nach neuen Aufführungsszenarien, die sich aus den aktuellen Tendenzen der Netzkultur (wie Interaktivität, Teilnahme und Gruppenbildung) ergeben, werden in 'Viral Radio' in den Mittelpunkt gerückt. Denn die Brutstätte der viralen Videos und Inhalte - jenen Informationen, die binnen kürzester Zeit millionenfach im Internet 'konsumiert' werden - sind die neuen Online-Communitys. Daher wird die Funktion der Cybergesellschaft des Web 2.0 in Bezug auf ihre Verhaltensmodi (von Netiquette bis Cybermobbing), ihre selbstorganisierenden Systeme (Social Bookmarks, Podcasting und andere) und ihre Sonderstellung in der Kommunikation (als Alternative Media oder Blogs) zentral behandelt."

Ein Abend mit Performances

Kommunikationstechniken, die sich Werbeindustrie und Marketingmaschinerie rasch einverleibt haben, holt sich "Viral Radio" für die Kunst zurück. Zumindest für einen Abend. Auf dem Programm stehen eine Lectureperfomance von Brigitte Wilfing, eine radiophone Soundperformance, die sich viral über Radioempfänger verbreitet, sowie performative und konzertante Beiträge von Magdalena Chowaniec, Jan Deck, Anne Grabs, Kid 606, Peter Kozek, Ernesto Molinari, Pure, Martin Siewert, Thomas Wagensommerer und anderen.

Wer nicht ins ORF Funkhaus zum Mitfeiern kommt, kann seine viralen Glückwünsche an die Kunst online deponieren. Besonders gefragt sind Beiträge, die zwei Gegenpole der menschlichen Lautäußerung darstellen: markerschütternde Urschreie und ansteckendes Gänsehautgähnen. Der Eintritt ist frei.

Service

Art's Birthday, 17. Jänner 2010, 20:30-1:00 Uhr; ORF-Funkhaus Wien. Studio 3, Argentinierstraße 30a, 1040 Wien. Eintritt frei.

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