Freie Online-Magazine in Österreich

Teenage-Media

Sie wollen kritisch sein, aufregen, neugierig machen oder "einfach gern Schreiben" und Spaß haben: die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die für Online-Magazine wie "mokant", "fm5" oder "junQ" über Musik, Kultur, Gesellschaft und Politik berichten.

"Jung, besser und bissig"

Mit Sprüchen wie "Wir bleiben besser" oder "Die bissige Alternative" beschreibt sich "mokant", ein Magazin mit gesellschaftspolitisch-kritischem Anspruch. "Wir haben immer nach dem Jugendbezug gefragt, den die Tageszeitungen nur am Rand aufgreifen. Bei uns liegt darauf der Fokus", erklärt Herausgeberin und Chefredakteurin Michaela Wein. "Und wir heißen 'mokant' von mokieren, bissig sein, böse sein."

"Wir wollen uns schon mit den großen Medien messen. Wir schauen, dass wir bei unseren Interviews besser sind, dass wir Fragen stellen, die noch nicht gestellt wurden, dass wir kreativ sind - das ist wichtig", sagt Hagen, der aus Leidenschaft für das Schreiben mitmacht. "Ich habe versucht, Beatrix Karl eine Frage mit einer Aufgabe aus dem EMS-Test zu stellen, aber es hat nicht gezogen".

Sofia - sie hat bereits Praktika bei vier großen Tageszeitungen gemacht und mit 16 beschlossen, Journalistin zu werden - ergänzt: "Wir versuchen, Themen, die in den Medien sind, von einer anderen Seite zu zeigen. Ich habe einmal ein Interview mit der Vorsitzenden der jungen Muslim/innen Österreichs geführt - Muslime sind oft in den Medien, aber sie kommen selbst nicht viel zu Wort."

"In der Musik", sagt Jelena, "haben wir zum Beispiel eine Kolumne einer jungen Band, statt jede Band zu interviewen. Sie erzählen von Tücken und Problemen aus dem Leben einer kleinen, unbekannten Band".

Aufbauarbeit

Derzeit betreibt das Team von "mokant" noch Aufbauarbeit und sucht, wie alle Online-Magazine, Mitschreiberinnen und -Schreiber. Wer sich bewerben will, muss Textproben schicken und wird dann zu einem Gespräch eingeladen, sagt Michaela Wein, "also doch so streng, ja".

Etwa 40 junge Menschen aus Innsbruck und Wien schreiben ehrenamtlich in den Ressorts Politik, Musik, Kultur und Gesellschaft für eine Zielgruppe zwischen 16 und 29 Jahren. Ziel ist, acht Artikel pro Woche zu veröffentlichen, jeweils einen subjektiven und einen objektiven in jedem Ressort.

Im März feiert das Magazin sein einjähriges Bestehen; es folgte auf "chilli.cc", das nach zehn Jahren eingestellt wurde. "Wir haben auf dem Markt, dem kleinen österreichischen Markt, keine Möglichkeit gesehen, chilli.cc ertragreich zu gestalten", sagt Gründungsmitglied und Betreiber János Fehérváry. Er hat den Sprung übrigens geschafft und ist bei einer Tageszeitung angestellt.

Problem: Finanzierung

Die Domain und der Server verursachen Kosten; die Ausrüstung, die Reisen im Dienste des Magazins, die Gebühren für Internet, Telefon etc. zahlen die jungen Journalisten selbst, beschreibt Michaela Wein die finanzielle Situation bei mokant. Einnahmen gibt es nicht: Werbekunden lassen auf sich warten; die klassische Medienförderung betrifft nur Printmedien; Online-Medien werden in Österreich (noch) nicht systematisch gefördert.

Aber es gibt Projektförderungen und Initiativen einzelner Bundesländer, auch Wettbewerbe und Kulturförderung, für die man sich bewerben kann. Das Team von "fm5" hat das getan.

Ein anderer Zugang: "fm5"

"Wir von fm5 betreiben eine Online-Plattform für Kunst und Jugendkultur, den Club nolabel und veranstalten Feste und Festivals", umschreibt Eva Zimmermann, Vorstandssprecherin des Vereins, die Plattform.

Von Schlagworten wie "bissig" oder "böse" will bei "fm5" niemand etwas hören. "Frei" ist das entscheidende Adjektiv und das meint zum Beispiel frei von einer Blattlinie oder von Vorgaben hinsichtlich der Themenwahl.

Das Online-Magazin "fm5" erscheint monatlich für eine Zielgruppe von 15 bis 35, legt den inhaltlichen Schwerpunkt auf Kultur und Musik und feierte am 7. Jänner sein achtjähriges Bestehen. 2002 wurde der Verein "fm5" in Oberösterreich gegründet; heute zählt er etwa 200 Mitglieder und 50 bis 70 Redakteure aus Wien und Oberösterreich.

Die Redakteure werden, wie bei "mokant", nicht bezahlt, aber der Verein finanziert sich über mehrere Standbeine: Werbung, Festivaleinnahmen, Mitgliedsbeiträge und Kulturförderung.

Daher hat man bei "fm5" ein "Werbesheet" und kennt auch die Leserschaft ziemlich genau: "Fast die Hälfte sind Studenten, dann teilt es sich auf, auf Schüler, Angestellte, Arbeiter. Die klassische Leserschaft stammt jeweils zu einem Drittel aus Wien, aus Oberösterreich, aus der Steiermark und ein kleiner Anteil aus Niederösterreich", liest Linda vor.

Überschaubare Szene ohne Konkurrenz

Neben "mokant" und "fm5" gibt es noch "junQ" aus Linz, eine Kultur- und Medienplattform, die sich an eine junge Zielgruppe richtet. Ein Projekt der "junQ" -Betreiber ist (neben dem Printmagazin "frischluft") das Jugend Online Magazin "subtext" mit Schwerpunkt auf Musik und Kultur.

"Die Szene in Österreich ist überschaubar", sagt Fritz Hausjell, Kommunikationswissenschafter vom Institut für Publizistik der Universität Wien. Die Gründe dafür sind vielfältig: Österreich ist ein kleines Land, die Zielgruppe der Jungen eine kleine. "Der Zeitraum der Jugend, auch wenn diese bis ins junge Erwachsenenalter dauern mag, ist einfach relativ kurz", sagt der Wissenschafter. Viele Magazine präsentieren sich heute jugendlich, obwohl sie sich primär an Erwachsene richten. Das macht sie für junge Leser ansprechend und erschwert den Stand der Jugendmagazine zusätzlich. Ebenso wie die Tatsache, dass Werbung für Jugendliche und junge Erwachsene weniger spezifisch eingesetzt werden kann, als für die Zielgruppe "Kinder", erläutert Fritz Hausjell.

Faszination Online

Die Schülerzeitung ist schon vor Jahren ins Netz gegangen; Printausgaben werden heute nur noch selten von Schülern produziert. Bei Schülerzeitungspreisen wird auch die Kategorie "Online" berücksichtigt. Die Organisationsformen haben sich gewandelt, Neuigkeiten werden über soziale Netzwerke ausgetauscht. Das Medium Internet gefällt den jungen Journalisten vor allem als Spielwiese: "Wir können unsere Artikel abstimmen, wir können sie umändern, wir können das jederzeit machen, wir können sie mit Videos, mit Audiofiles versehen etc.", sagt Linda von "fm5". "Ich denke, das ist auch ein Anreiz, weshalb immer mehr Jugendliche an Online- / Internet-Medien interessiert sind."

Eine Ausnahme ist das von der Linzer Gruppe "junQ" seit heuer publizierte Printmagazin namens "frischluft".

Gesellschaftlicher Wert

Im klassischen Printangebot sucht man ein gesellschaftspolitisch-kritisches Jugendmagazin vergeblich, sagt Fritz Hausjell. Die Tageszeitungen haben zwar wöchentlich oder monatlich gestaltete Jugendseiten; worauf es jungen Menschen aber ankommt, fehlt, beziehungsweise wird von den Online-Jugendmagazinen besetzt. Die sind für den Kommunikationswissenschafter ein "wesentliches Nachwuchsgebiet auch für den engagierten Journalimsus".

Warum? Idealismus, Hoffnung, Selbsterfahrung

"Ich weiß nicht, wohin es mich irgendwann führen wird, aber die Arbeit bereichert mein Leben ungemein. Das ist nicht nur ein gutes Sprungbrett, sondern auch von enormem Erfahrungswert", sagt Eva Zimmermann und mehr oder weniger wörtlich sagen das alle jungen Journalisten.

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