Theaterpremiere von "Der Cleopatra Club"

Paul Schrader in Wien

Hollywood-Star Paul Schrader, der Drehbuchautor von "Taxi Driver" und Regisseur von so berühmten Filmen wie "Mishima", "Light Sleeper" und "The Comfort of Strangers", ist zur Premiere seines Stücks "Der Cleopatra Club" im Stadttheater Walfischgasse nach Wien gereist.

Kultur aktuell, 18.01.2011

Kulturjournal, 17.01.2011

Im Ö1 Interview kommentiert er die Verleihung der Golden Globes: Obwohl er sich über den Preis für das Lebenswerk seines Freundes Robert De Niro gefreut hat, für den er einst "Taxi Driver" geschrieben hatte, relativiert Paul Schrader die Auszeichnungen gleich wieder.

Europäische Erstaufführung

Prophetisch ist auch Paul Schraders Stück "Der Cleopatra Club". Er hat es in den neunziger Jahren geschrieben und vergessen und das Stadttheater Walfischgasse in Wien richtet nun die europäische Erstaufführung aus, was wie ein verspätetes Weihnachtsgeschenk für ihn ist.

Im Stück "Der Cleopatra Club" treffen sich ein Filmkritiker und ein Filmregisseur beim Filmfestival von Kairo und sprechen von ihren gemeinsamen Erinnerungen und die Freunde, die inzwischen an Aids gestorben sind. Ein Aufruf, den sie für einen palästinensisch-israelischen Film unterschreiben, bringt sie in die Zwickmühle und in das Verhörzimmer des ägyptischen Geheimdienstes: ein spannendes Drama.

Eine merkwürdige Einrichtung

"Wenn man lange genug mit dem Filmbusiness lebt, kriegt jeder mal so eine Auszeichnung", sagt Schrader mit einem verkniffenen Lächeln. Die Golden Globes seien schon eine merkwürdige Einrichtung, "50 Leute, keineswegs seriöse Filmkritiker, entscheiden da etwas, was mehr mit Promotion zu tun hat als mit Film".

Der Film und die Filmkritik seien ohnehin in der Krise. Und bald werde man über den Film als Phänomen des zwanzigsten Jahrhunderts sprechen und nur dieses Jahrhunderts. Das sei vorbei, der abgedunkelte Raum und ein Projektor. Prophetische, selbstkritische Worte von einem, der es wissen muss. Paul Schrader hat mit Martin Scorsese und einigen anderen das New Hollywood begründet, das inzwischen längst in die Jahre gekommen ist.

Theater ohne Subventionen

Anita Ammersfeld, die das Stadttheater Walfischgasse seit fünf Jahre erfolgreich und ohne öffentliche Subventionen leitet, freut sich über den Coup. Und auch Paul Schrader hat heute ein gutes Gefühl nach dem Lunch mit dem Regisseur und dem Ensemble. Er mag das Stück, hat es eben im Flugzeug wieder gelesen und glaubt sich in guten Händen, nachdem es bei der Uraufführung in den Staaten nicht unbedingt hingehaut hat.

Der Zusammenstoß zwischen islamistischen und westlichen Werten, der Konflikt zwischen Diktatur und Demokratie, Geheimdiensten und Medien, all diese Themen, die heute virulent sind, hat Paul Schrader vor 15 Jahren in ein wahrhaft hellsichtiges und trotzdem persönliches Stück gesteckt, das auf persönlichen Erfahrungen basiert, die er selbst damals beim Filmfestival in Kairo gemacht hat. Was die zukünftige Entwicklung betrifft, ist Paul Schrader eher ein Desillusionierter.

Schrader hält Vorträge im Filmmuseum

Derzeit bereitet Paul Schrader, einen Latino-Genre-Thriller vor: "The Jesuit". Da wie so oft Geldprobleme dazwischen kamen, hat sein strikter Zeitplan den Abstecher nach Wien ermöglicht, wo er einmal bereits vor knapp zwei Jahrzehnten Viennale-Stargast war. Der damalige Chef und jetzige Leiter des Wiener Filmmuseums, Alexander Horvath, hat Schrader deswegen auch für zwei Abende in sein Haus geladen.

Service

Kulturmontag, Montag, 17. Jänner 2011, 22:30 Uhr, ORF 2

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Paul Schrader, "Der Cleopatra Club", Premiere: Mittwoch, 19. Jänner 2011, 20:00 Uhr, Stadttheater Walfischgasse

Stadttheater Walfischgasse
Filmmuseum