Comics für Große

Roy Lichtenstein in der Albertina

Pop Art sieht bei Roy Lichtenstein aus wie Comics für Große: Davon kann man sich ab Freitag, 28. Jänner 2011 in der Wiener Albertina überzeugen, wo Zeichnungen des amerikanischen Pop-Art Künstlers gezeigt werden, die in den 1960er Jahren entstanden sind. Die Ausstellung wird am Donnerstagabend eröffnet.

Mittagsjournal, 27.01.2011

"Roy Lichtenstein, Black& White 1961-1968", so der Titel der Schau, zeigt 60 Zeichnungen und 20 Gemälde des 1997 verstorbenen Künstlers. Wie der Titel besagt sind sie Großteils in strengem Schwarz-Weiß gehalten.

Roy Lichtenstein erkennt man relativ leicht, er hat ja Themen aus der Werbung und der Comicstrips verwendet, um sie dann monumental zu Wandbildern aufzublasen.

Ein künstlerischer Spätzünder

"Roy Lichtenstein ist ein Spätzünder", so Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder. "Er war fast 40 Jahre alt, als er sein legendäre Gemälde 'Look Mickey' 1961 gemalt hat und zum ersten Mal einen Cartoon ins monumentale Format übersetzt und damit inhaltlich etwas Neues macht. Er erklärt das Unkünstlerischste, was es gibt, nämlich die Low Art des Comics, zur High Art. Und er macht technisch etwas Neues."

Und zwar sehen die Bilder wie Drucke aus - dazu imitiert Lichtenstein das sogenannte Delay-Verfahren - das sind jene Flächen, in denen anstatt Farbe kleine Punkte angeordnet sind. Bei Drucken erkennt man sie, wenn man ganz nahe an das Blatt oder das Plakat herangeht. Der Kritiker Lawrence Alloway hat in diesem Zusammenhang von "Originalen, sich als Kopien präsentierenden Kunstwerken" gesprochen.

Dabei hat Lichtenstein durchaus eine große Virtuosität entwickelt, etwa wenn er einen Sonnenuntergang in strengem Schwarz-Weiß malt.

Rolle des Künstlers in Frage gestellt

Mit dieser Technik, in Kombination mit den Themen - Ausschnitte aus Comics, banale Alltagsgegenstände, aus Werbe- und Versandhausprospekten entnommene Bilder - stellt Lichtenstein die Rolle des Künstlers als subjektivem Kreativen in Frage.

"An die Stelle des Selbstausdrucks, der pathetischen Geste, der Individualität des Künstlers, der Unverwechselbarkeit seines Zeichen- oder Malstils setzt er die industrielle Fertigungstechnik einer Rasterung und malt diese oder zeichnet diese penibel", erläutert Schröder.

Populärkultur als Kunst

Entstanden ist diese Kunst aus dem Bewusstsein, dass es schon alles gegeben hat, dass alles in der Kunstgeschichte schon einmal dagewesen ist. So schafft er eben kein Remake, sondern bedient sich in der Populärkultur - Comicstrip und Werbung-, und erklärt sie zur Kunst.

"Das war ein ganz entscheidender Punkt für ihn: Diese Grenzen, die letzten Endes nur durch Ort, wo etwas ausgestellt war, definiert waren, zwischen Kunst und Nicht-Kunst, nieder zu reißen", sagt Schröder. "Das prägt dann die gesamte Kunst des 20. Jahrhunderts. Wenn ein Pissoir in einem Toilettenartikel-Geschäft ausgestellt wird, dann wird man es nie als Kunstwerk entdecken. Erst im Museum wird derselbe Gegenstand designiert zum Kunstwerk."

Eine Anspielung auf Marcel Duchamp, der 1917 ein solches Urinal aus seiner Serie der Readymades einfach "Fontaine", also "Brunnen", nannte und ausstellte.

Die Ausstellung "Roy Lichtenstein: Black and White 1961-68" wurde zuvor von The Morgan Library & Museum in New York gezeigt und ist für die Albertina um 20 Gemälde erweitert worden

Service

"Roy Lichtenstein: Black and White 1961-68", 28. Januar 2011 bis 15. Mai 2011, Albertina,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

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