"The King's Speech" im Kino

Bastelstunde beim Sprachtherapeuten

Mit 12 Nominierungen geht der Film "The King's Speech" heuer als großer Favorit ins Rennen um die Oscars. Vor allem Schauspieler Colin Firth, der die Rolle des stotternden englischen Königs George VI. spielt, gilt bereits jetzt als fixer Anwärter für die Trophäe des Hauptdarstellers.

Als bester Nebendarsteller ist auch Geoffrey Rush im Rennen, Er wendet als Sprachtherapeut des Königs unkonventionelle Methoden an.

Mittagsjournal, 14.02.2011

Wenn der zukünftige König George VI. (Colin Firth) im Behandlungszimmer des Sprachtherapeuten vor einer großen Wand auf dem Sofa sitzt, dann wirkt er plötzlich ganz klein. Hier im Reich des Lionel Logue (Geoffrey Rush) wird die königliche Hoheit zum Menschen, der erste und grundlegende Ansatz der Therapie. Denn die Sprachtherapie für "Bertie" ist vor allem eine Psychotherapie, die die tiefen Ängste des künftigen Königs nach und nach aufdeckt - etwa die royalen Erwartungen nicht zu erfüllen und die Angst vor dem Vater, der dem Sohn paradoxerweise mit autoritärem Nachdruck Entspannung gegen des Stottern empfiehlt und damit natürlich das Gegenteil bewirkt.

Georges Schüchternheit und Stottern wurden oft als Schwachsinnigkeit oder Dummheit ausgelegt. "Das hat sich aber als sehr ungerecht herausgestellt", meint Hauptdarsteller Colin Firth.

Provokation statt Huldigung

Der Therapeut wird zu jenem väterlichen Freund, den Bertie nie gehabt hat. Er ermöglicht ihm auch, jene Kindheit nachzuholen, die ihm die strengen höfischen Gepflogenheiten von Anfang an verweigert haben; also Modellflugzeugbasteln statt steifer Benimm-Rituale, wer nicht sprechen kann, der soll es mit fluchen probieren, und vor allem: Provokation statt Huldigung.

Immer wieder deckt Lionel Logue die Marotten des königlichen Daseins mit Humor und dennoch Respekt auf, wird dramaturgisch quasi zum personifizierten Running-Gag. Logue, der Australier aus einer anderen Gesellschaftsschicht, wäre ein Außenseiter gewesen, hätte den König aber letztlich gerettet, so Regisseur Tom Hooper.

Humor und Menschlichkeit

Hooper nimmt sich seinen Therapeuten zum Vorbild, geht eine ernsthafte Sache mit Humor und Menschlichkeit an und damit auf einem permanenten Grat zwischen Drama und Komik. Das verbreitet Sympathie, wirkt aber mehr routiniert als mutig. Die Sprache verschlägt's einem dabei also nicht.