Liebe und Geborgenheit entscheidend
Experten: Kinderkrippen unterbesetzt
Die ersten drei Lebensjahre eines Kindes sind entscheidend dafür, wie es später im Leben zurechtkommt. Das ist die Kernaussage einer kinderpsychologischen Tagung mit 500 internationalen Experten, die in Wien begonnen hat. Kinderkrippen können die Anforderungen aber oft nicht erfüllen.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 17.02.2011
Der Staat ist gefordert
"Kinder, die sich geborgen fühlen, sind stressresistenter, kreativer, haben mehr Freunde und lernen auch besser", sagt die Kinderärztin Katharina Kruppa. Sie ist die Vorsitzende der Gesellschaft für seelische Gesundheit in der frühen Kindheit. In den ersten drei Lebensjahren, so Kruppa, müssten keineswegs nur körperliche Grundbedürfnisse gestillt werden. "Kinder brauchen wirklich liebevolle Zuwendung, um ihr Entwicklungspotential ausschöpfen zu können", so die Expertin. Möglich sei das nur, wenn Mütter mit der Betreuung nicht mehr alleine gelassen werden, zumal Kleinkinder mehrere Bezugspersonen und ausreichend Zeit bräuchten.
Mangelnde Qualität in der Ausbildung
Die Schweizer Psychologin Heidi Simoni kritisiert in diesem Zusammenhang, dass in österreichischen Kinderkrippen oft 15 bis 20 Kinder von zwei Betreuerinnen versorgt würden. Dabei geht Simoni davon aus, "dass eine 10er Gruppe von Kindern zwei Betreuerinnen braucht und wenn Säuglinge in eine solche Gruppe integriert werden, dann sind es eben nur neun oder acht." Auch mangelnde Qualität in der Ausbildung von Tagesmüttern kritisieren die Expertinnen. Hier gebe es von Bundesland zu Bundesland große Unterschiede.
"Liebe kann man nicht lernen"
Spezielle Hilfsangebote fordert der Präsident der Liga für Kindergesundheit, Klaus Vavrik, für Eltern, die selbst als Kinder Vernachlässigung oder Gewalt erlebt haben. In Niederösterreich und Vorarlberg gebe es dazu Pilotprojekte. "Liebe kann man nicht lernen, aber sie kann durch entsprechende intuitive Stärkung und Stressreduktion bei den Eltern deutlich befördert werden", so Vavrik. Die Experten wünschen sich von der Politik, dass Geld zugunsten von Betreuungseinrichtungen und Hilfsangeboten umgeschichtet wird. Langfristig rechne sich das bestimmt, so der Grundtenor.