Filmschaffende nach wie vor im Aufwind
Österreich ein Jahr nach den Oscars
In den letzten Jahren war man es gewöhnt, dass die Oscar-Verleihung eine Veranstaltung mit österreichischer Beteiligung ist. 2008 hatte Stefan Ruzowitzky mit "Die Fälscher" den Auslandsoscar gewonnen, 2009 war Götz Spielmann mit "Revanche" nominiert und letztes Jahr gab es mit Michael Haneke und seinem Film "Das Weiße Band", mit Kameramann Christian Berger und mit Christoph Waltz gleich drei Nominierte aus Österreich.
8. April 2017, 21:58
Kultur aktuell, 23.02.2011
Die Fördermittel wurden seit 2008 um etwa 25 Prozent aufgestockt, das Film/Fernsehabkommen mit dem ORF wurde erst letzten Monat unterzeichnet, "Amour" von Michael Haneke mit Isabelle Huppert wird gerade in Paris gedreht und der neue Film von Ulrich Seidl befindet sich bereits im Fertig-werden. Es tut sich also auch weiterhin einiges im Filmland Österreich.
Rechnungshof-Kritik an Förderung
Einen Wermutstropfen gibt es aber doch: Zuletzt veröffentlichte der Rechnungshof nämlich einen Bericht, in dem er die Ineffizienz der österreichischen Filmförderung bemängelt. Unter anderem ist da von zu vielen Fördergebern die Rede. Die größte Förderstelle ist das Österreichische Filminstitut.
Dessen Leiter Roland Teichmann meint, "17 Förderstellen sind vielleicht tatsächlich ein bisschen zu viel. Trotzdem muss man auch ein bisschen unterscheiden, welche Aufgaben die einzelnen Förderungen haben, die sind nämlich durchaus unterschiedlich. Es geht einmal um die klassische Filmförderung, einmal geht's um Kunstförderung - davon ist die Filmförderung ein Teil, es geht um Fernsehfilmförderung, es geht um Regionalförderung, also durchaus unterschiedliche Ansätze."
Kritisiert wurde auch die mangelnde Wirtschaftlichkeit von neun der 18 Einrichtungen, was das Verhältnis der Verwaltungskosten zu den Auszahlungen betrifft. Schließlich wurde auch die mangelnde Kommunikation zwischen den Stellen beanstandet, ein Punkt, in dem auch Roland Teichmann Handlungsbedarf sieht: "Da ist sicher einiges drinnen an verstärkter Kooperation, vor allem auch im Bereich der Nachkontrolle von Projekten."
Mehrere Standbeine notwendig
Nur die bekanntesten Regisseure können es sich übrigens leisten, sich einzig auf ihren nächsten Film zu konzentrieren. Usus ist viel mehr, dass der Regisseur Unternehmer ist, der auch seine eigene Produktionsfirma besitzt.
Arash T. Riahi, dessen Film "Ein Augenblick Freiheit" letztes Jahr als österreichischer Beitrag für den Auslandsoscar eingereicht wurde, zu den Produktionsbedingungen: "Wir versuchen, nicht nur von der Förderung abhängig zu sein. Wir haben ein, zwei andere Standbeine, versuchen Postproduktionsdienstleistungen anzubieten oder auch kommerzielle Doku-Projekte fürs Fernsehen zu machen. Man muss halt versuchen, irgendwie immer fünf, sechs Projekte parallel zu entwickeln."
"Ein Augenblick Freiheit" war eine Koproduktion mit Frankreich und der Türkei. Um sein neues Projekt zu finanzieren, wird Arash T. Riahi sogar im südkoreanischen Seoul auf die Suche nach Geldgebern gehen.
Regie-Erstling von Karl Markovics
Nachdem in den letzten Jahren arrivierte österreichische Regisseure international eine Menge Preise einfahren konnten, wird 2011, so Roland Teichmann, im Zeichen von Entdeckungen und Debütanten stehen. Zu denen zählt auch Schauspieler Karl Markovics, dessen erste Regiearbeit "Atmen" im Herbst in die heimischen Kinos kommen soll. Markovics hat selbst das Drehbuch zu seinem Film verfasst.
"Ich bin den ganz normalen, üblichen Weg gegangen mit Einreichung, mit Projektentwicklung und Herstellungsförderung", erzählt Markovics. "Ich gebe gerne zu, dass ich vielleicht einen gewissen Startvorteil hatte mit meinem Namen, dass die Neugier eine Spur größer ist. De facto ist es aber so, ich nehme an, wenn das Projekt Schrott gewesen wäre, hätte ich die Förderung mit Sicherheit nicht bekommen."
Die österreichischen Filmschaffenden befinden sich also weiterhin im Aufwind. Überzeugen kann man sich davon schon demnächst: Ab 22. März wird sich der österreichische Film in Graz auf der Diagonale präsentieren.
Textfassung: Red.