Fassung von Rudolf Nurejew
"Don Quixote" in der Wiener Staatsoper
Ab Montag, 28. Februar 2011, ist die Wiener Staatsoper wieder um ein großes klassisches Ballett reicher: "Don Quixote" in der Fassung, die 1966 Rudolf Nurejew für Wien erstellt und die von hier aus ihren Siegeszug in alle Welt angetreten hat. Jetzt kommt sie wieder nach Wien, wo sie von Ballettchef Manuel Legris einstudiert wurde.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 28.02.2011
1869 choreographierte Marius Petipa den Klassiker nach dem Roman von Miquel de Cervantes für Moskau, doch erst Rudolf Nurejews Fassung, die er 1966 für Wien erstellt hat, öffnete dem Ballett die Tore in alle Welt. In 15 Einstudierungen war es bis heute in aller Welt zu sehen.
Bahnbrechend war damals, dass Nurejew die beiden rivalisierenden Ballettwelten West/Ost zu vereinen vermochte, denn seine Choreographie beinhaltet die russische Virtuosität ebenso wie den logischen Handlungsaufbau, den man im Westen schätzte und der in Russland immer vernachlässigt worden war. Funkelnde Virtuosität und Lebensfreude sind die Charakteristika des Ballettklassikers "Don Quixote", in dessen Mittelpunkt ein Liebespaar steht.
Legris' Mentor Nurejew
1981 war die Choreographie nach Paris gelangt, wo gerade ein junger Tänzer namens Manuel Legris Mitglied des Corps geworden war:
"Für mich ist 'Don Quixote' eine wichtige Produktion, weil sie mich in den 80er Jahren während meiner ersten Pariser Jahre als Tänzer begleitet hat", erinnert sich Legris. "Es war dort meine erste Produktion und im Laufe der Zeit habe ich wirklich alle Männerparts getanzt, vom Corps de balletts bis zu den solistischen Partien. Es ist eine wundervolle Produktion und deshalb wollte ich sie auch nach Wien zurückbringen. Für mich ist es das Ballett von Rudolf Nurejew. Wenn ich nur eine einzige seiner Choreographien aussuchen dürfte, um sie auf die Bühne zu bringen, dann würde meine Wahl auf 'Don Quixote' fallen.
Für Legris war Nurejew der große Mentor, unumstrittener Meister und bis heute Leitfigur: "Natürlich war er ein schwieriger Mensch, aber er stellte die gleichen hohen Ansprüche nicht nur an andere, sondern auch an sich selbst", meint Legris. "Für mich war es daher der Weg zu arbeiten, der Weg, sich zu benehmen. Er war unglaublich! Er hat ja nur sechs Jahre an der Pariser Oper verbracht, aber es verging kein Tag, an dem ich nicht an ihn gedacht hätte. Wenn ich einmal nicht weiter wusste, habe ich überlegt, was er wohl getan hätte. Nurejew hat immer gewusst, was man wie machen soll. Uns gegenüber war er so großzügig! Wissen sie, manchmal wollen so große Tänzer für sich alleine sein, oder nichts von den Jungen wissen. Er war nie so. Uns gegenüber war er so großzügig!"
Am Ort der Entstehung
Ihm zu Ehren bringt Manuel Legris nun "Don Quixote" wieder an den Ort seiner Entstehung zurück. Die Rechte zu bekommen war nicht schwierig, die Rekonstruktion schon eher: "Ich habe die Fondation gefragt, ob wir die Aufführungsrechte bekommen und sie haben mir vertraut und sofort zugesagt", sagt Legris. "Das wirklich Schwierige waren die Kostüme von Nicholas Georgiadis, weil er leider nicht mehr lebt. Wir haben sie also von den Parisern abgenommen und kopiert und man kann sie nun wirklich als original bezeichnen. Für mich war es ein wundervolles Gefühl, zum Original zurückzukehren."
"Wenn ich sage: Das ist die einzige wahre Fassung, dann deshalb, weil sie ein gelungener Kompromiss vieler Komponenten ist", so Legris weiter. "Theatralisch, technisch, musikalisch. Die Geschichte ist einfach, jeder kann sie verstehen und gleichzeitig ist sie so unterhaltsam. Für eine Compagnie ist diese Choreographie auch eine gute Visitenkarte, denn wenn man sie besetzen kann, ist man fein raus. Man braucht viele gute Tänzer, die auch sehr gute Schauspieler sein müssen. Wenn man das erreicht hat, ist es sehr beeindruckend."
Und so kann er beeindrucken, denn aus dem Ensemble kann jeder Part viermal besetzt werden - was Legris auch im Laufe der Vorstellungen tut. Gäste sind der sogenannte Schnittlauch auf der Suppe, nicht aber existenzielle Notwendigkeit. Zu sehen sind unter anderem Maria Yakovleva, Marie-Claire D'Lyse, Olga Esina und Thomas Mayerhofer.
Service
Ludwig Minkus, "Don Quixote", 28. Februar bis 1. Mai 2011, Wiener Staatsoper,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
Wiener Staatsoper