Senta Berger und Bruno Ganz im Eheleben
Satte Farben vor Schwarz
"Satte Farben vor Schwarz" ist ein Filmtitel, der nach französischer Filmnostalgie klingt oder eben ein Film deutscher Provenienz ist: mit all der Gemütsschwere, die von einer Geschichte von Eheleben und nahem Sterben ausgeht. Bruno Ganz spielt den Krebskranken an der Seite seiner Frau Senta Berger.
8. April 2017, 21:58
Der anstehende 70.Geburtstag am 22. März 2011 ist für Bruno Ganz offensichtlich kein Grund, etwas leiser zu treten. Letztes Jahr konnte man ihn als Schweizer Bundespräsidenten in "Der Große Kater" erleben und als sterbenskranken Schriftsteller in "Das Ende ist mein Anfang". Diese Woche kommen nun gleich zwei Filme ins Kino, in denen Ganz mitwirkt.
Als ehemaliger Stasiagent taucht er im Thriller "Unknown Identity" in einer Nebenrolle auf. Als Hauptdarsteller ist er hingegen in dem Ehedrama "Satte Farben vor Schwarz" an der Seite von Senta Berger zu sehen. Eine tragische Diagnose zerstört da die Träume von einem ruhigen Lebensabend.
Mittagsjournal, 02.03.2011
Glücklich trotz Krisen
Seit fast fünfzig Jahren sind Fred und Anita verheiratet, er ist Firmenchef knapp vor dem Ruhestand, sie verwaltet als Hausfrau die Villa im Grünen. Noch immer sind die beiden glücklich, auch wenn die Ehe schwere Krisen erlebt hat. Einer Affäre, erzählt Anita ihrer Enkelin, sei sie damals mit Psychologie und nobler Zurückhaltung begegnet.
Gerade als sich das Paar zur Ruhe setzen will, erfährt Fred, dass er Prostatakrebs hat. Der Mann, der es aus seinem Berufsalltag gewohnt war, Entscheidungen zu treffen, wehrt sich dagegen, in eine passive Opferrolle gedrängt zu werden. Er sucht nach neuen Freiräumen, kauft sich eine Wohnung und stößt damit bei seiner Familie auf Unverständnis.
Porträt der Wirtschaftswunder-Generation
"Das ist auch ein Porträt einer Generation, die viel Aufbauarbeit geleistet hat. Man könnte sie grob als die Wirtschaftswunder-Generation bezeichnen oder die Baby-Boomer, die sehr viel bewegt haben und ihr Leben selbstbestimmt gestaltet haben", so Regisseurin Sophie Heldman.
"Satte Farben vor Schwarz" ist das Spielfilmdebüt der Enddreißigerin Sophie Heldman. Sie erzählt ihre Szenen einer Ehe mehr über Gesten und Blicke, als über Worte.
Senta Berger hat dieser Ansatz gefallen: "Das Drehbuch hat etwas Geheimnisvolles. Es wird sehr zurückhaltend die Geschichte von Anita und Fred erzählt, fast diskret. Es wird keine larmoyante, sentimentale, auf Tränen zielende Geschichte erzählt, sondern eine feine, sehr zurückgenommene, die den Zuschauer einlädt, sich die Bruchstücke selber zurechtzudenken."
Ganz lernte dazu
Nach "Das Ende ist mein Anfang" musste Bruno Ganz in "Satte Farben vor Schwarz" schon wieder einen sterbenskranken Mann spielen. War es dort ein von der asiatischen Spiritualität geprägter Schriftsteller, so ist es hier, für Bruno Ganz eher ungewohnt, eine nüchterne, viel egoistischere Figur.
Der Schauspieler zur Zusammenarbeit mit Regisseurin Sophie Heldman: "Ich merke manchmal, dass sie an Haltungen von mir irgendetwas nicht mag. Dann merke ich auch, dass das einfach altmodische Gewohnheiten sind. Nach einem Schock bin ich dann immer sehr froh, dass ich jemanden habe, der mit etwas Neues beibringt."
Pathosfreien Beiläufigkeit
Mit einer erstaunlichen, völlig pathosfreien Beiläufigkeit erzählt "Satte Farben vor Schwarz" die Geschichte eines nahenden Endes. Und erzeugt gerade damit eine ungeheure Beklemmung.