Erzählband von Clemens Setz

Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes

Der Grazer Autor Clemens Setz (28) gehört zu den großen Nachwuchs-Hoffnungen der österreichischen Literatur. Nach einem Verlagswechsel von Residenz zu Suhrkamp legt Clemens Setz seinen ersten Erzählband vor: "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes".

Mittagsjournal, 10.03.2011

Romane kontroversiell diskutiert

Setz' Romane "Söhne und Planeten" und "Die Frequenzen" sind in den letzten Jahren kontroversiell diskutiert wurden. Achtzehn Geschichten versammelt nun sein erster Erzählband, rätselhafte, in der Regel pointenlose Geschichten, die immer wieder ins Surreale kippen.

Da ist zum Beispiel Martina, die Angestellte einer Marketingfirma. Eines Tages muss sie feststellen, dass auf ihren Visitenkarten kleine, pustelige Geschwüre zu wachsen beginnen, winzige, mit einer gelblichen Flüssigkeit gefüllte Blasen, die nach und nach auch Kreditkarten, Geldscheine, CD-Booklets und sogar Martinas geliebte Chanel-Handtasche befallen.

Text von Modemagazin abgelehnt

"Diese Geschichte mit den Visitenkarten ist eine lustige Geschichte eigentlich, wie die entstanden ist. Und zwar hat mich das Modemagazin 'Flair' gefragt, ob ich für sie ein Märchen schreiben möchte. Und dann haben sie die Geschichte gelesen und haben gesagt: 'Das entspricht nicht der elementaren Lebensfreude unseres Magazins.' Und sie haben die Geschichte nicht genommen. Und darauf war ich sehr stolz. Die 'elementare Lebensfreude' eines Modemagazins zu stören mit einer Geschichte über Visitenkarten ist doch eine Leistung, finde ich."

Wunderkindverdacht

Seit er im zarten Alter von 25 sein Romandebüt "Söhne und Planeten" vorgelegt hat, ist Clemens Setz den vom Feuilleton mit virtuoser Freigiebigkeit geäußerten Wunderkindverdacht nie mehr so ganz losgeworden. Er selbst sieht das entspannt. Er arbeite zwar intensiv an seinen Texten, die Schreib-Skrupel mancher Kolleginnen und Kollegen kenne er nicht, erklärt Clemens Setz.

"Ich finde die Produktion von Wörtern nicht ganz furchtbar schwierig. Ich habe auch - und ich weiß nicht, ob das ein Vorteil oder ein Nachteil ist, sicher beides - kein besonders problematisches Verhältnis zur Sprache."

Nominiert für Buchmesse-Preis

Für seinen Erzählband "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes" ist Clemens Setz als einer von nur fünf Autoren für den Preis der Leipziger Buchmesse 2011 nominiert worden, eine hohe Auszeichnung. In der Titelerzählung geht es um eine aus formbarem Lehm gefertigte Skulptur, die am Rande eines Parks - vielleicht des Grazer Stadtparks - aufgestellt worden ist.

Diese Plastik, eine Kinderskulptur - das sogenannte "Mahlstädter Kind" - darf von der Bevölkerung mit Schlägen, Tritten und allen Arten physischer Intervention nach Lust und Laune umgeformt werden.

Idee kam im Traum

Die Idee zu dieser Erzählung sei ihm im Traum gekommen, berichtet Setz: "Da waren so Jahrmarktbuden, und da war eine Kinderfigur drin aus Lehm, und da hat ein Mann auf die Figur eingeschlagen, und ich geh dann hin im Traum und frag, warum er das tut, und er dreht sich um zu mir und sagt: 'Das ist das Mahlstädter Kind.'"

Tag- und Nachttraumgeschichten, eingebettet in ein in der Regel realistisch wirkendes Umfeld, spielen eine wichtige Rolle in Setz' neuem Buch.

Service

Clemens Setz, "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes", Suhrkamp-Verlag

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