Große Mengen radioaktiven Materials werden frei

Dritter Reaktor in Fukushima explodiert

Die Situation im Atomkraftwerk Fukushima ist nach wie vor dramatisch: Vor kurzem hat die japanische Atomaufsichtsbehörde bekanntgegeben, dass sie nicht ausschließen kann, dass das Wasser in einem Becken für ausgebrannte Brennstäbe kocht - sprich: auch dort funktioniert die Kühlung nicht.

Mittagsjournal, 15.03.2011

Fabio Polly im Gespräch mit Christian Williwald

Radioaktivität freigesetzt

Die japanische Regierung hat dazu aufgerufen, die Gegend um das Kraftwerk Fukushima zu verlassen. In Reaktor 4, werden die ausgebrannten Brennstäbe nicht mehr ausreichend gekühlt, so die japanische Atomaufsichtsbehörde. Davor hat es einen Brand und eine Explosion gegeben, möglicherweise haben auch die alten Brennstäbe gebrannt. Die Flammen sind gelöscht, in jedem Fall ist aber massiv Radioaktivität freigesetzt worden. Die Kernbrennstäbe werden in diesen Becken jahrelang gelagert, keine Kühlung heißt, dass die Kernreaktion weitergeht, die Brennstäbe könnten schmelzen, Radioaktivität wird freigesetzt.

Kühlungsprobleme in Reaktor, 4, 5 und 6

Kühlungsprobleme gibt es auch in den Reaktoren 4, 5 und 6. Nach einer Explosion heute Nacht ist der Kern von Reaktor 2 leck, auch dort tritt Radioaktivität aus. In dem Reaktor hat es vermutlich zumindest eine Teil-Kernschmelze gegeben, d.h. die Kernstäbe haben sich verflüssigt. Ob es in anderen Reaktoren eine Kernschmelze gegeben hat, weiß man nicht. Die Messgeräte scheinen nicht mehr ausreichend genau zu funktionieren. Die Reaktoren 1 und 3 werden mit Meerwasser gekühlt, offenbar hat man dort die Situation halbwegs im Griff.

Strahlenwerte gesundheitsgefährdend

Im Atomkraftwerk selbst ist die Strahlung heute auf eine Spitze gestiegen, dann aber wieder abgeklungen, ist aber immer noch gesundheitsgefährdend. Im AKW sind 50 Arbeiter geblieben. Aller Wahrscheinlichkeit ist der Stahlbehälter beschädigt worden. In Tokio hat man erhöhte Werte von Cäsium und radioaktivem Jod festgestellt.

"Das ist der Super-GAU"

Atom-und Risikoforscher Wolfgang Kromp spricht vom Super-GAU. Nun hänge es davon ab, wie lange die Druckbehälter und Sicherheitsbehälter noch halten und ob es gelingt, sie zu kühlen und ob sich noch Menschen dort aufhalten können. Kromp glaubt nicht, dass die Kernschmelze aufzuhalten ist.

Mittagsjournal, 15.03.2011

Wolfgang Kromp im Gespräch mit Christian Williwald

Angst wächst

In der Region um die Stadt Fukushima ist es inzwischen so gefährlich, dass sich die Menschen nach Möglichkeit in Sicherheit bringen. Das gilt auch für den österreichischen Journalisten Herbert Bauernebel von der Zeitung Österreich. Er war in den vergangenen Tagen in der Region Fukushima und an diesem Dienstag im Presse- und Krisenzentrum im Ort Fukushima, rund 50 Kilomater vom AKW entfernt. Die Angst, auch der Verantwortlichen, sei zu spüren, sagt Bauernebel. Nach Beben und Tsunami sei die Lebensmittelversorgung nicht ausreichend, es bilden sich lange Schlangen vor den Tankstellen. Mittlerweile habe die Atomangst das ganze Land erfasst, so Bauernebel.

Mittagsjournal, 15.03.2011

Herbert Bauernebel im Gespräch mit Bernt Koschuh