Technologie teilweise veraltet

Gefährliche Meiler rund um Österreich

In ingesamt rund 200 Atomkraftwerken weltweit gibt es mehr als 400 Atomreaktoren. Die meisten stehen in den USA, in Frankreich, Russland und in Japan. 13 AKW befinden sich in unmittelbarer Nähe zu Österreich. Auch für diese bei uns mehr als umstrittenen Anlagen sind jetzt neue Lösungen gefragt.

Mittagsjournal, 17.03.2011

Veraltete Technologie

Mochovce, Dukovany, Krsko - um nur ein paar der Atomkraftwerke an Österreichs Grenzen zu nennen. Viele dieser grauen, dampfenden Atomhüte in der Landschaft sind schon seit Jahren in Betrieb und schon lange nicht mehr am neuesten Stand der Technik, sagt Atomkraftexperte Emmerich Seidelberger von der BOKU Wien: "Wir haben in nächster Umgebung, in Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Slowenien, Deutschland Atomkraftwerke, die in ihrer Auslegung auf die 70er und 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurückgehen."

"Mochovce muss dringend nachgerüstet werden"

Heute in Bau befindliche AKW sind für Notfälle besser gerüstet - etwa mittels eines Wasserpools unter den Reaktoren, das radioaktives Material vor dem Boden auffängt. Oder einem Filtersystem, das radioaktive Partikel auswäscht bevor sie in den Himmel gelangen. Bei alten Krafwerken ist davon nichts gegeben: "Ich denke ganz konkret an Mochovce: Da haben wir nicht die neueste Generation von russischen Druckwasserreaktoren. Mochovce müsste man unbedingt nachrüsten," sagt Seidelberger. Mochovce verfügt auch über kein vollständiges Containment, also über keine moderne Stahlbetonschutzhülle, die das radioaktive Material im Ernstfall bannen könnte.

Kühlung über Jahre

Auch Bohunice in der Slowakei oder Dukovany in Tschechien sind hinsichtlich des Containments veraltet. Das AKW Krsko in Slowenien liegt direkt auf einer Erdbebenlinie, ist genauso wie Bohunice aber nur auf bestimmte Erdbebenstärken ausgelegt. Bei neueren Kraftwerken ist das anders und man versucht auch nicht nur auf Strom für die Kühlung angewiesen zu sein. Es müsse über Jahre gekühlt werden, sagt Seidelberger, das sei die Crux bei dieser Technologie.

Deutschland nimmt AKW vom Netz

Deutschland hat jetzt als erstes Land das grenznahe Isar 1 und sechs weitere veraltete AKW vom Netz genommen. Die anderen Nachbarländer wollen noch nicht mitziehen. Der Ausstieg ist aber auch nicht so leicht, wie man am Atomland Frankreich sieht. "Das erzeugt an die 70 Prozent des eigenen Stroms rein aus Atomkraftwerken", sagt Seidelberger. Nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist so ein Vorfall wie in Japan nur in tausenden von Jahren möglich, aber: "Jetzt lehrt uns das Verhalten der Erde, es tritt auf, Kontrolle nicht mehr möglich", so Seidelberger.

Reaktionen der Nachbarländer Österreichs

Die Slowakei, Slowenien, Tschechien, Italien und Ungarn sehen keinen Grund für ein Umdenken in der Atompolitik. Deutschland setzt die Laufzeitverlängerung für seine 17 Atomkraftwerke aus und fährt die ältesten Anlagen herunter. Die Schweiz genehmigt zurzeit keine neuen Atomkraftwerke mehr.