Zum 200. Geburtstag des Musikers
Lisztomania im Burgenland
Unter dem Titel "Lisztomania" feiert das Burgenland heuer den 200. Geburtstag von Franz Liszt. Neben einem vielfältigen musikalischen Programm gibt es jetzt auch eine mehrteilige Ausstellung, die verschiedene Facetten des Klaviervirtuosen und Komponisten beleuchtet.
27. April 2017, 15:40
Die Liszt-Tour beginnt an zwei Originalschauplätzen: dem Geburtshaus im mittelburgenländischen Raiding und der Taufkirche im benachbarten Unterfrauenhaid, und setzt sich in drei Museen in Eisenstadt fort.
Kulturjournal, 17.03.2011
Im Zeichen des "Großen Kometen"
In einem Esterhazy'schen Gutshof kam Franz Liszt am 22. Oktober 1811 als Sohn eines Schäferei-Verwalters zur Welt. Das blendend weiß getünchte ebenerdige Gebäude bildet einen reizvollen Kontrast zum schlichten Kubus des daneben liegenden modernen Konzerthauses, wo am 17. März 2011 mit einem Konzert des Pianisten Ivo Pogorelich auch der zweite Teil des Lisztfestivals beginnt.
Im Geburtshaus ist Liszts Herkunft und frühe musikalische Begabung thematisiert. Dem später in ganz Europa hymnisch gefeierten Musikstar wurde ja schon bei der Geburt eine glänzende Zukunft prophezeit, weil zu dieser Zeit der "Große Komet" besonders hell am Himmel über Raiding leuchtete. Dieser Mythos wird in der Taufkirche in Unterfrauenhaid dargestellt. Durch alle Schauplätze ziehen sich gemeinsame Gestaltungselemente, erläutert Ausstellungsarchitekt Klaus Jürgen Bauer.
Dreidimensionale Bühneninszenierung
Ins Auge fallen an den verschiedenen Schauplätzen auch überdimensionale Lisztfiguren, die den Virtuosen und Komponisten als Musikgiganten des 19. Jahrhunderts charakterisieren sollen. Im burgenländischen Landesmuseum in Eisenstadt wird daraus eine dreidimensionale Bühneninszenierung, die einer bekannten Liszt-Karikatur nachempfunden ist. Besucherinnen und Besuchern will man so die Atmosphäre der musikalischen Salons vermitteln, in denen Franz Liszt hofiert und bejubelt wurde, erklärt Kurator Wolfgang Kuzmits.
Fanartikel von damals
Lisztomanie ist das Stichwort, dem sich die Exponate im burgenländischen Landesmuseum unterordnen. Diesen Ausdruck prägte der deutsche Dichter Heinrich Heine, nachdem er Zeuge der hysterischen Reaktionen wurde, die der Pianist bei manchen seiner Verehrerinnen hervorrief. Fanartikel wie Broschen und Handschuhe mit dem Liszt-Konterfei oder Bronzeabgüsse seiner begnadeten Hände zeugen aber auch von seinem Vermarktungstalent.
Zurückhaltender gibt sich der Ausstellungsteil im Haydnhaus in Eisenstadt. Hier werden Parallelen zwischen den beiden großen burgenländischen Musikerpersönlichkeiten gezogen: Beide gelten als Erneuerer - Haydn als Erfinder des Streichquartetts, Liszt als Meister der symphonischen Dichtung. Außerdem bekleideten beide die Funktion eines Hofkapellmeisters, einer in Eisenstadt, der andere in Weimar.
Fünf Schauplätze
Vom Haydnhaus sind es in Eisenstadt nur ein paar Schritte bis zum Diözesanmuseum. Hier geht man auf Liszts tiefe Religiosität und sein reiches kirchenmusikalisches Schaffen ein.
Alle fünf Schauplätze der Jubiläumsschau im Mittelburgenland und in Eisenstadt an einem Tag absolvieren zu wollen, ist bei der Fülle der vermittelten Informationen vermutlich nicht ratsam. Aber man hat für die Bewältigung der einzelnen Etappen bis 11. November 2011 Zeit.
Textfassung: Ruth Halle
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