Mehr Glaubwürdigkeit für Anti-Atompolitik

Heilingbrunner: Atomstromimport beenden

Der Präsident des Umweltdachverbands, Gerhard Heilingbrunner, sieht begrenzte Chancen Österreichs, die benachbarten EU-Mitgliedsstaaten zum Ausstieg aus der Energiegewinnung durch Atomkraft zu bewegen. Vor allem sollte Österreich in seiner eigenen Anti-Atompolitik glaubwürdiger sein und Atomstromimporte beenden.

"Solares Zeitalter für Österreich"

Der Präsident des Umweltdachverbands, Gerhard Heilingbrunner, im Ö1 Morgenjournal-Gespräch am 22.03.2011 mit Christian Williwald

Stresstests als Anfang

Die Atomkatastrophe in Japan hat nach Ansicht Heilingbrunners bereits erste Auswirkungen auf die europäische Atompolitik, etwa in Deutschland, wo die AKW-Pläne überdacht werden. Auch in Italien und in der Schweiz werde es Referenden geben. Doch dass es mit dem Atomausstieg nicht so schnell gehen kann, ist dem Umweltschützer klar: "Zugegebenermaßen ist Frankreich die harte Nuss." Die geplanten Stresstests für Atomanlagen sollten nach Ansicht Heilingbrunners zugleich ein Anfang des Atomausstiegs sein.

Aus für Atomstrom-Importe

Auch Österreich müsse nun in seine Anti-Atompolitik noch mehr Glaubwürdigkeit hineinbringen. Die Atomstromimporte, bei denen es nur um "Billigstromangebote" gehe, müssten aufhören. "Das Absurde ist ja, diese Firmen sind alle staatlich, mehrheitlich im Besitz der Bundesländer oder der Republik Österreich", so Heilingbrunner.

Weiters müsse Österreich in der Euratom-Frage engagierter auftreten, sagt Heilingbrunner. "Entweder steigt Österreich aus oder Euratom wird umgewidmet, zum Beispiel für erneuerbare Energie und die Sicherheit der Atomkraftwerke."

Weniger Strom, dafür solar

Österreich müsse endlich "in das solare Zeitalter kommen", fordert Heilingbrunner. Bisher sei man bei der erneuerbaren Energie keinen Schritt weitergekommen, das Ökostromgesetz sei zehn Jahre lang blockiert worden. Im Nationalrat sollte seiner Ansicht nach grundsätzlich diskutiert werden, wie nicht mehr Strom erzeugt wird, sondern wie man mit weniger Strom bei gleicher Qualität in Österreich wirtschaften kann.

Im Umweltdachverband sind 38 Umwelt- und Naturschutzorganisationen zusammengefasst.

Morgenjournal, 22.03.2011

Debatte im Parlament

Im Nationalrat in Wien dreht sich heute alles um die Atomkatastrophe in Japan und welche Lehren Europa daraus zieht. Die Opposition hat eine Sondersitzung einberufen. Sie will diskutieren, wie Österreich andere Länder dazu bringen kann, aus der Atomkraft auszusteigen. Die Regierung legt zum selben Thema einen Aktionsplan vor. Er enthält 14 Punkte, alle mit dem Ziel, Atomkraftländern klar zu machen, dass sie sich auf einem Irrweg befinden.