Erkundungen rund um den Ossiacher See

Harmonie der Kontraste

Fast eintausend Jahre liegen zwischen den Entstehungsdaten der beiden wohl markantesten Gebäude am Ossiacher See: Stift Ossiach, am Südufer des Sees, ist eine der ältesten Klosteranlagen Kärntens. Nur ein paar Kilometer davon entfernt, in Steindorf am nordöstlichen Ende des Sees, befindet sich Günther Domenigs "Steinhaus".

Eine Vorführung seines Könnens gibt Max nur, wenn er bei entsprechender Laune ist. Wenn nicht, dann stolziert er durch die Besucherreihen, inspiziert Handtaschen und Rucksäcke und sieht nach, ob sich darin vielleicht Brauchbares finden lässt. Niemand wird ihn an einem solchen Tag dazu bringen, sich in den vorgesehenen Programmablauf einzugliedern. Denn Max ist ein Star. Immerhin hat er bereits das ehrwürdige Alter von 27 Jahren erreicht, und das ist viel - für einen Kolkraben.

Wenn er aber in Stimmung ist, dreht Max seine Runden hoch über den Köpfen des Publikums, um dann im Sturzflug herabzuschießen und mit einer punktgenauen Landung aufzusetzen. Max ist einer von rund 50 Vögeln, die in der Greifvogelwarte auf Burg Landskron am Ossiacher See leben und die - während der Saison von April bis Oktober - mehrmals täglich zu einer Flugschau in der Adler-Arena antreten.

Bis zu 700 Zuschauer haben hier Platz, um in einer rund vierzigminütigen Vorführung Adler, Falken und andere Vögel ganz aus der Nähe zu beobachten. Dazu gibt es viele Informationen zu den Tieren, denn über eine Lautsprecheranlage wird die Vorführung von den Falknern auch kommentiert.

Ihm gehe es vor allem darum, Wissen und Verständnis für die - durch problematische Umweltbedingungen vielfach bedrohten - Greifvögel zu vermitteln, sagt Franz Schüttelkopf, der Leiter der Adler-Arena. Seit seiner Jugend beschäftigt er sich mit dem Vogelschutz, betreut verletzte Tiere und hat auf dem Gelände von Burg Landskron sowohl genügend Platz für die Gehege als auch die entsprechenden thermischen Bedingungen für die Flugschauen gefunden.

Mittelalterliche Burg Landskron

Die Burg thront auf einem 135 Meter hohen Felskegel am südwestlichen Ende des Ossiacher Sees. Landskron, errichtet zu Beginn des 14. Jahrhunderts, ist eine imposante Befestigungsanlage mit zahlreichen Türmen und Zinnen und den immer noch beeindruckenden Resten einer einst doppelten mittelalterlichen Ringmauer.

Eine Blütezeit erlebte die Burg um 1600, als sie sich im Besitz der protestantischen Familie Khevenhüller befand. Diese ließ die Anlage im Stil der Renaissance prunkvoll umbauen und machte Landskron zum Mittelpunkt des adeligen Lebens sowie zu einem Zentrum des Protestantismus in Kärnten.

Im Zuge der Gegenreformation allerdings verließen die Khevenhüllers das Land, die Burg wurde beschlagnahmt, kam an neue Besitzer und wurde schließlich 1812 bei einem Brand schwer beschädigt. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts begannen die Renovierung und Revitalisierung der Burganlage, die Adler-Arena wurde 2005 eröffnet, ergänzend dazu wurde ein Greifvogel-Zoo eingerichtet.

Ein seltener Vogel

Auf eine ganz andere Vogelart als auf Landskron trifft man am nordöstlichen Ende des Ossiacher Sees. Es ist der "Nixnutznix", ein bizarres Wesen aus Metall, beheimatet im Steinhaus in Steindorf.

Das Steinhaus ist ein spektakulärer Bau aus riesigen ineinander verschachtelten Beton- und Metallelementen, der wie eine schroffe Felsformation wirkt.

Entworfen wurde das Haus von dem 1934 in Klagenfurt geborenen Stararchitekten Günther Domenig, der in die Gestaltung des Baus, der als sein künstlerisches Hauptwerk gilt, viele Elemente aus der Kärntner Bergwelt eingearbeitet hat. Über zwanzig Jahre dauerten die Planungs- und Bauzeit, und viele Widerstände gegen das Projekt waren zu überwinden, bis das Steinhaus im Oktober 2008 eröffnet wurde.

Konzipiert ist es nicht als Wohnhaus, sondern als "Werkstätte der Kultur". Platz genug für die Seminare, Workshops, Konzerte und Lesungen, die im Steinhaus stattfinden, gibt es auf mehreren Etagen und vor allem in der großen Halle im Parterre - dort, wo der "Nixnutznix" von der Decke schwebt und scheinbar gerade dazu ansetzt, die große Glaswand zu durchbrechen, um über den See zu fliegen - und vielleicht am gegenüberliegenden Ufer beim Stift Ossiach zu landen, jenem Barockbau, der einen faszinierenden architektonischen Kontrast zum Steinhaus bildet.

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