Heimo Zobernig in Klosterneuburg

Konzeptuelle Kunst vom Feinsten

Das Essl Museum in Klosterneuburg eröffnet am Donnerstag, 31. März 2011 eine Ausstellung mit Werken des österreichischen Künstlers Heimo Zobernig. Der Künstler und Träger des Friedrich-Kiesler-Preises zeigt konzeptuelle Kunst vom Feinsten.

Kultur aktuell, 01.04.2011

Zobernig ist Professor für Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, hat mehrmals an der documenta in Kassel teilgenommen und gehört zu den wichtigsten heimischen Künstlern der Generation um die Fünfzig.

Seine Arbeiten thematisieren das Zur-Schau-Stellen von Kunst - häufig auf ironische Weise. Erst im Vorjahr wurde Heimo Zobernig mit dem Friedrich-Kiesler-Preis ausgezeichnet.

Vorhang als Hauptdarsteller

Ein riesiger grellroter Vorhang ist der Hauptdarsteller in dieser Ausstellung. Er trennt den Raum in zwei Hälften und verleiht ihm etwas Bühnenhaftes. Der Besucher weiß nicht: Befindet er sich vor dem Vorhang oder dahinter? Ist er Akteur oder Zuschauer? Der Vorhang ist aber kein Theatervorhang - er gibt vor, etwas zu sein, was er nicht ist.

"Das ist etwas, das in der Kunstgeschichte immer wieder auftaucht. Der antike Maler-Streit: Der Vogel wird getäuscht durch die gut gemalten Trauben, aber der Mensch wird getäuscht durch einen gut gemalten Vorhang", erläutert Zobernig.

Stühle als Skulpturen

Umkreist man den Vorhang, entdeckt man dahinter 33 Stühle auf einer Bühne. Auch das sind keine Sitzgelegenheiten, sondern Skulpturen: Sperrholzsitzschalen mit Chrombeinen, wie man sie aus der Kunstgeschichte kennt: von Charles und Ray Eames oder Arne Jacobsen, wie sie sie in den 1940er und 1950er Jahren entwickelt haben.

"Das Ursprungsmodel ist sehr angelehnt an dem, was man als abstrakte Skulptur in dieser Zeit verstanden hat", so Zobernig. Unter den Stühlen seien gebrauchte und neue Stücke.

Gemälde hinter Gittern

Wie in einem Labyrinth muss man wieder zurück gehen und den Vorhang umwandern, um am Ende des Raumes zu einem großen Stahlkäfig zu gelangen, in dem einige Gemälde von Heimo Zobernig hängen. Man sieht ihre quadratischen Farbfelder durch die quadratischen Gitterfelder.

"Achtung, Konzeptkunst!" würde man da reflexartig denken. Weil alles so unheimlich klug ineinandergreift und nichts das ist, als was es erscheint - wäre da nicht dieses Augenzwinkern, mit dem Zobernig seine ältesten Miniskulpturen aus der Studienzeit auf knallgrünen fahrbaren Transportkisten präsentiert.

Konzeptuelle Kunst vom Feinsten

Und wäre da nicht diese Schönheit, die das Ganze ungewollt ausstrahlt mit den perfekt harmonischen Proportionen. Zobernig kann einfach umgehen mit Raum. Es ist eben konzeptuelle Kunst vom Feinsten.

Außerdem erdet er die Schau, indem er ein Musikprogramm integriert. Am heutigen Eröffnungsabend spielt etwa die Band La Stampa aus Berlin - natürlich vor dem Vorhang.

Alle zwei Wochen wird es einen Liveauftritt auf dieser Bühne geben, ganz unprätentiös mit einigen Bands aus Klosterneuburg.

Service

Heimo Zobernig, 31. März bis 13. Juni 2011, Essl Museum Klosterneuburg,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (40 Prozent).

Essl Museum